elena_liest
Als Claudia aus den Sommerferien zurück kommt, die sie immer bei ihrer Oma außerhalb der Stadt verbringt, ist plötzlich alles anders, denn ihre beste Freundin Monday ist verschwunden. Sie geht nicht ans Telefon, kommt nicht zur Schule und ist auch nicht zu Hause. Außer Claudia scheint das aber niemanden zu interessieren. Weder die Schule, noch die Polizei oder die Sozialarbeiter kümmern sich um den Verbleib des Mädchens, weshalb Claudia beginnt, eigene Nachforschungen zu tätigen - mit verstörenden Folgen... Was passiert, wenn ein Kind einfach verschwindet und niemand sich dafür interessiert? Wie kann es sein, dass keine Ermittlungen angestrebt werden? Weder durch die Polizei, noch durch das Jugendamt? Und warum schreitet niemand ein, wenn ein Kind doch offensichtlich misshandelt und vernachlässigt wird? Mit diesen Fragen setzt sich Tiffany D. Jackson in ihrem Roman "Monday, wo bist du?" auseinander. Ihren Schwerpunkt legt sie dabei auf vermisste Schwarze Kinder und bezieht ihre fiktive Geschichte dabei auf einen sehr realen Hintergrund. In den USA verschwinden immer wieder Schwarze Kinder spurlos, ohne dass die Behörden ausreichende Ermittlungen dazu einleiten. In ihrem Buch verarbeitet sie diesen Missstand auf extrem aufwühlende und berührende Weise. Die Protagonistin Claudia sieht sich nicht nur mit dem Verschwinden ihrer besten Freundin konfrontiert, sondern muss sich auch täglich Rassismus und Diskriminierung stellen. Jackson widmet sich in "Monday, wo bist du?" außerdem den Themen Homophobie und Frauenfeindlichkeit, was das Werk nochmal härter, aber auch realitätsnäher macht. Claudias Freundin Monday wächst in sehr ärmlichen und kriminalisierten Verhältnissen auf. Die Autorin behandelt auch das Thema Armut mit dem gebotenen Feingefühl und macht darauf aufmerksam, wie schrecklich es für sozial schwächere Menschen ist, wenn zusätzlich zur finanziellen Notlage auch noch das Wohnviertel abgerissen werden soll. Man merkt - das Buch steckt voller brisanter und wichtiger Aspekte, die auf eine so spannende und gekonnte Art erzählt werden, dass ich das Buch kaum weglegen konnte. "Monday, wo bist du" hat mich auch tagelang nach dem Lesen noch beschäftigt und mich dazu gebracht, mich nochmal mehr mit den angesprochenen Themen auseinander zu setzen. Außerdem hat mich das Ende einfach umgehauen, das ging mir aber auch schon bei ihrem Debütroman "Der bittere Trost der Lüge" so. Mein einziger Kritikpunkt ist hier tatsächlich die Übersetzung. Ich fand die Wortwahl an der ein oder anderen Stelle nicht wirklich passend gewählt und die Dialoge waren teilweise auch etwas holprig, was sich, glaube ich ich, auch dadurch erklären lässt. Ich liebe es, wenn sich fiktive Geschichten in so wichtigen realen Kontexten bewegen. Ich möchte aber eine Triggerwarnung für Rassismus, Homophobie, Mobbing und Kindesmisshandlung aussprechen. Wer wissen möchte, was mit Monda passiert ist, sollte das Buch definitiv lesen.