elena_liest
"»Heimat« hat in Deutschland nie einen realen Ort, sondern schon immer die Sehnsucht nach einem bestimmten Ideal beschrieben: einer homogenen, christlichen weißen Gesellschaft, in der Männer das Sagen haben, Frauen sich vor allem ums Kinder kriegen kümmern und andere Lebensrealitäten schlicht nicht vorkommen." - "Eure Heimat ist unser Albtraum", S. 9 In "Eure Heimat ist unser Albtraum" versammeln die Herausgeber*innen Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah Essays von 14 Autor*innen, die in Deutschland als "die Anderen" stigmatisiert werden und als Nicht-Deutsche gelesen werden. Sei das nun dem angeblich nicht-deutschen Aussehen, einem fremd klingenden Namen oder der Non-Binarität geschuldet - jeder Essay setzt sich auf eigene Weise mit Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung auseinander. Ich kann hier keinen Essay benennen, der mir besser als ein anderer gefallen hätte, denn sie waren alle herausragend. Ich habe verschiedene Zugänge zu Themen gefunden, mit denen sich jede*r auseinander setzen sollte. Es wird der Begriff "Heimat" besprochen, über dessen negative Konnotation sich scheinbar nicht mal die Regierung wirklich bewusst ist (oder doch?). Es geht darum, wie und ob Menschen mit Migrationshintergrund, selbst wenn sie schon in dritter Generation in Deutschland leben, Vertrauen in ein System haben können, das sie nicht schützt und sie von Opfern zu Tätern macht, gerade auch im Hinblick auf die NSU-Skandal oder einen "Heimatminister", für den der Islam nicht zu Deutschland gehört. Es geht aber auch darum, wie wohltuend es sein kann, wenn sich Menschen zusammentun und gemeinsam aktivistisch tätig werden. "Ich glaube nicht an Heimat. Ich glaube an Heimaten. Das können besondere Orte sein, denen wir uns ewig verbunden fühlen, egal, wie weit wir weg sind, und egal, wie lange wir schon nicht mehr dort waren. Doch meistens sind es Menschen, die uns vertraut sind und denen wir vertrauen. Zu Hause ist, wo ihr seid." - "Eure Heimat ist unser Albtraum", S. 194 Mir fällt es immer sehr schwer, Bücher, die mir besonders wichtig sind und bei denen ich möchte, dass wirklich jede*r sie liest, zu bewerben. Deshalb nochmal mein Apell: das Buch ist ein Must-Read. Es hält uns den Spiegel vor, erinnert uns an unsere Privilegien und gibt viele Denkanstöße zu Themen, die hier absolut nicht richtig laufen. Daher: Bitte lesen! Alle!