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elena_liest

Posted on 29.12.2020

Eine namenlose Großstadt, rau und gnadenlos. Drei Jugendliche, die in die Kriminalität gezwungen werden. Ein Gangsterboss, der die jungen Menschen für Diebesgut mit einer Droge versorgt. - Das ist der Stoff für Cornelia Travniceks Roman "Feenstaub". In kurzen, teilweise fast derben, teilweise aber auch fast poetischen Sätzen lässt die Autorin die Leser*innen in eine Welt abtauchen, die zwar rein von den verwendeten Worten magisch und märchenhaft erscheint, die jedoch durch und durch brutal ist und auf die Ausbeutung der Schwachen ausgelegt ist. Cornelia Travniceks Roman erzählt die Geschichte von Petru, der mit zwei weiteren Jugendlichen für seinen "Chef", den Krakadzil, in der Stadt klauen muss. Die drei leben auf einer Insel, dem Niemandsland, und versuchen ihr Leben durch die Einnahme des "Feenstaubs" irgendwie zu ertragen. Eines Tages trifft Petru auf Marja und findet in ihr so etwas wie eine Familie, außerdem macht sie ihm ein besonderes Geschenk: sie bringt ihm die Sprache der Stadt bei. So nimmt Petrus Leben eine unerwartete Wendung... Die Parallelen zwischen Travniceks Roman und dem Märchen "Peter Pan" sind kaum von der Hand zu weisen. Während letzteres aber tatsächlich märchenhaft ist, grenzt sich der Roman doch stark von einem Märchen ab. Viel mehr präsentiert die Autorin die harte Realität vieler Kinder und Jugendlichen in den Großstädten dieser Welt, sie thematisiert den Menschenhandel und den Umgang mit Drogen, die dieses Leben irgendwie erleichtern sollen. "Feenstaub" ist ein besonderer Roman mit einem wichtigen Thema, der mich aber leider durch die sprachliche Ausgestaltung nicht richtig berühren und mitnehmen konnte. Normal tauche ich in eine Geschichte tief ein und werde danach wie aus einem Sog ausgespuckt. Hier paddelte ich die ganze Zeit aber nur an der Oberfläche. Das ist aber sicherlich Geschmackssache und geht jeder*jedem Leser*in anders. "Feenstaub" stand auf der diesjährigen Shortlist des Österreichischen Buchpreis und ist wirklich lesenswert. Wenn ihr Lust auf ein Märchen habt, das in Wirklichkeit gar keines ist, solltet ihr das Buch lesen. Für mich hat es allein schon wegen dem außergewöhnlichen Cover einen Preis verdient!

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