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elena_liest

Posted on 12.12.2020

Auf einem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze wohnt die ältere Dame Janina Duszejko. Sie ist Englischlehrerin, liebt Tiere, den Dichter Blake und vor allem die Astrologie. Im Dorf munkelt man weithin, Janina sei etwas verschroben - wenn nicht gar verrückt! Denn sie zieht die Gesellschaft der Tiere der der anderen Menschen vor und lebt sehr zurückgezogen. Auch in den Wintermonaten verlässt sie das Hochplateau nicht, sie ist eine von drei hartgesottenen Einsiedler*innen, die der Kälte und dem Schnee trotzen. Als eines Tages Janinas Nachbar Bigfoot an einem Knochen qualvoll erstickt und sich auch danach die Todesfälle häufen, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln - und hat schon bald einen starken Verdacht, den ihr niemand glauben möchte... "Gesang der Fledermäuse" von Olga Tokarczuk ist einer dieser Romane, die man zufällig entdeckt und die sich dann als wahren literarischen Schatz entpuppen. Ich hatte das Buch im Sommer gekauft, es dann aber wegen einiger Stimmen, die vor allem die winterliche Atmosphäre hervorgehoben haben, erst mal in mein Regal zurückgestellt - zum Glück! Denn bei diesem Roman lohnt es sich sehr, ihn im Winter zu lesen. Man bekommt Berge an Schnee und so viel Kälte, dass man sich auf der Couch noch tiefer in die Decken einmummeln möchte. Das hat mir so gut gefallen! Auch die Geschichte um die schrullige Janina und ihre auch durchweg skurrilen und nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechenden Gefährten hat mich total verzaubert. Das Buch ist sehr ruhig und die Geschehnisse plätschern vor sich hin, trotzdem war der Roman aber auch sehr spannungsgeladen und hat zum miträtseln angeregt. Was ich vor allem auch wirklich klasse fand, war die Botschaft, die der Roman für die Lesenden bereit hält. Tokarczuk verwebt in diesem Roman, der an manchen Stellen fast etwas an einen Krimi erinnert, viel Gesellschaftskritik und möchte vor allem eins: zu mehr Empathie und Mitgefühl für Tiere aufrufen. Janina kämpft um die Rechte der Tiere, sie fühlt mit ihnen genauso mit wie mit ihren Mitmenschen - vielleicht mit den Tieren sogar noch etwas mehr. Sie hält Plädoyes auf die Rechte der Tiere, wettert gegen das Jagen ohne Sinn und Verstand und kümmert sich um jedes Tier, vom Insekt bis zum Säuger. Ich habe mit der Protagonistin mitgefiebert, mitgelitten und so gehofft, dass sie sich durch ihre Art nicht selbst in Schwierigkeiten bringt. Ein großer Aspekt des Buches ist auch die Astrologie. Ich selbst kenne mich damit nicht wirklich aus, es war aber sehr faszinierend, Janina bei ihren Ausführungen dazu zu lauschen - genauso wie ihren Blake-Abenden mit einem ihrer Freunde. Das hat den Roman noch mal besonders gemacht. Wenn ihr Lust auf eine außergewöhnliche und dabei stille, eine winterliche und dabei doch herzerwärmende sowie eine feministisch-tierrechtlich angehauchte Geschichte mit Elementen eines Kriminalromans habt, solltet ihr "Gesang der Fledermäuse" lesen. Außerdem hat Olga Tokarczuk 2019 den Literaturnobelpreis gewonnen - schon deshalb sollte man unbedingt mal ein Werk von ihr lesen und dieses hier gilt als das zugänglichste. Kann ich bestätigen, eine große Empfehlung! ❄📖

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