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Dagmar

Posted on 3.12.2020

Bei Banksy war ich mir nie sicher, ob ich jetzt fasziniert oder genervt bin. Fasziniert, weil die unterschiedlichsten Menschen ihn großartig finden – darunter Menschen, die eigentlich mit Streetart oder moderner Kunst nichts am Hut haben. Genervt wegen seiner Überpräsenz in den Medien und weil viele das kleine Mädchen mit dem Ballon einfach niedlich finden, ohne auch nur einen Gedanken an eine mögliche, gesellschaftskritische Botschaft zu verschwenden. Wenn ich mich so sehr an einem Thema reibe, brauche ich ein Buch. Street-Art ist vergänglich. Ein Bildband über Banksy oder gar eines der Bilder als Ausstellungsobjekt im Museum – das ist eigentlich ein Widerspruch in sich und zeugt vor allem von Unsicherheit im Umgang mit dieser Kunstrichtung. Wenn es Kunst ist, muss es doch für die Ewigkeit sein, oder? So hatten wir es zumindest früher mal gelernt. Millionen Kaffeetassen mit Monet, Van Gogh oder anderen Stars können nicht irren. Banksy stellt unsere Routinen der Kunstbetrachtung auf den Kopf. Wenn ich mir seine Aktion in Venedig anschaue, würde ich ergänzen: Und genießt es. Ob London, Paris oder Jerusalem, ob Ratte oder küssende Polizisten: Im Bildband werden alle seine Werke in chronologischer Reihenfolge mit großformatigen Fotos vorgestellt und gründlich analysiert. Wann wurden sie entdeckt, wie wurde damit umgegangen und was ist das Besondere daran? Welche Botschaft vermittelt Banksy damit? Beim Blättern wird mir klar, dass Banksys Oeuvre viel größer ist, als ich dachte. Und dass seine Urban Art viel politischer ist, als es in den Medien ankommt. Am Ende des Buches hat meine Faszination über meine Genervtheit gesiegt. Akzeptiert: Banksy ist Kult!

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