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Täter – Opfer – Polizei Das Buch „ZEIT Verbrechen“ beschäftigt sich mit meist älteren Kriminalfällen, über die bereits in der gleichnamigen Zeitschrift und dem Podcast berichtet wurde und welche die Herausgeberin Sabine Rückert jetzt zusammen mit dem Redakteur Andreas Senker nochmal tiefergehend beleuchtet und z.B. über die Beweggründe der Täter recherchiert hat. Da ich bisher weder die Zeitschrift noch den Podcast kannte, waren einige Fälle für mich neu, andere kannte ich bereits aus den Medien. So ist es auch der Fall mit dem im Sebnitzer Freibad ertrunkenen Kind, an den ich mich noch gut erinnern kann und der mich besonders beschäftigt hat. Der 6jährige könnte von Neonazis ermordet worden sein – aber hätten die anderen Badegäste wirklich einfach zugesehen? Zumal der Fall erst 3 Jahre später zur Anzeige gebracht wurde. Die beiden Journalisten beleuchten dieses angebliche Verbrechen von mehreren Seiten. Zum einen beschäftigen sie sich mit den Polizeiakten und decken dabei Versäumnisse der ermittelnden Behörden auf, zum anderen gehen sie auf Rummel ein, den die Medien damals veranstaltet haben – und wie die Familie damit umgegangen ist, dass sie eine Industrie aus ihrem Schmerz gemacht, keine wichtige Zeitung oder Fernsehsendung ausgelassen hat, die ihnen Publicity brachte. Da fragt man sich schon, ob es Familie und Presse wirklich um Verbrechensaufklärung oder einfach nur um Auflagenstärke bzw. Reichweite ging. Ähnlich ist das auch beim Fall der angeblichen Doppelmörderin Vera Brühne, die schon vor dem Prozess von der Presse als Schuldige bezeichnet wurde, und am Ende nur aufgrund von Indizien verurteilt wurde. In den 12 im Buch behandelten Fälle geht es neben Mord auch um Fahrerflucht, Vergewaltigung, Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Verleumdung oder Falschaussage. Die beiden Journalisten beschäftigen sich mit der Frage, wie Opfer und Täter Profit aus ihrem Leid schlagen, zeigen Fälle auf, wo der Staat und die Behörden versagt haben und Jugendliche und Kinder zu Tätern oder Opfern wurden, oder wie alte Fälle zum Teil nach Jahrzehnten dank neuer Ermittlungsmethoden wie z.B. der Gentechnik doch noch aufgeklärt wurden. Beleuchtet werden die Fälle jeweils aus Sicht des Gesetzes, der Staatsanwaltschaft oder der Polizei. Einige der Schilderungen waren zwar etwas weitschweifig oder langatmig, aber im Großen und Ganzen trotzdem sehr interessant und so spannend, dass ich den dazugehörigen Podcast jetzt abonniert habe.