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Dagmar

Posted on 15.11.2020

Dieses Buch hätte ich gerne schon früher gekannt, denn es ist keine Aufzählung à la „50 Künstlerinnen, die Du kennen solltest“. Susie Hodge möchte mit ihrem Buch viel mehr erreichen. Ihr genügt es nicht, unseren Blick auf Künstlerinnen zu lenken – sie will Zusammenhänge sichtbar machen. Welche Ausbildung stand den Frauen offen? Waren Sie Teil einer Avantgardebewegung oder einer Künstlergruppe? Wie wurden sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen und was haben sie tatsächlich zur Kunstgeschichte beigetragen? Welche Stile, Motive und Themen haben sie aufgegriffen und war es das, was sie wirklich malen wollten? Ob Renaissance, Expressionismus oder Performance-Kunst: Diese Fragen waren für Künstlerinnen viele Jahrhunderte von Bedeutung. Zum Teil sind sie es immer noch. Aber Susie Hodge entwickelt kein Fragenkorsett, in das sie alle Künstlerinnen und ihre Werke presst. Ihre Fragen sind ein Angebot, eine Methodik, sich den Kunstwerken zu nähern und das Besondere daran zu erfassen. Besonders aufschlussreich, dass Susie Hodge ihr Buch mit einem Überblick über die Kunstepochen beginnt. Kurz und knapp nennt sie, was diese Epoche auszeichnet, welche Künstlerinnen tätig waren und was sie gemalt haben. Im zweiten, deutlich umfangreicheren Teil des Buches stellt sie 60 bedeutende Werke von Frauen vom 16. bis zum 21. Jahrhundert vor und verortet das Kunstwerk innerhalb der Kunstgeschichte und innerhalb des Oeuvres der Künstlerin. Darauf folgt eine Betrachtung von Wendepunkten in der Kunst: Ab wann waren Frauen gleichberechtigte Mitglieder der Royal Academy of Arts in London? Welchen Beitrag leisteten Frauen zur Entwicklung der Abstrakten Kunst? Warum wurde Kunsthandwerk ein wichtiges Thema für Künstlerinnen? Den Abschluss bildet ein Kapitel, dass sich mit den Sujets beschäftigt. Natur und Religion werden dort ebenso betrachtet wie Gender und Ethnie. „Die Künstlerinnen. Werke aus fünf Jahrhunderten“ ist aber nicht nur eine Reise durch die Kunstgeschichte – es ist auch eine Reise um die Welt, ein Versuch, unseren eurozentrischen Blick auf die Kunst zu erweitern!

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