elena_liest
"Gestern Nacht träumte ich, ich sei wieder in Manderley." -Daphne du Maurier, "Rebecca" Mit dem obigen Satz begann sie, meine Reise in ein vergangenes Jahrhundert, zu einem alten, mächtigen Herrenhaus an der englischen Küste. Meine Reise wurde begleitet von einer Protagonistin, die in keinster Weise perfekt war, die mich oft an den Rand des Wahnsinns mit ihrer Art getrieben hat und doch am Ende mein Herz gewinnen konnte. Außerdem mit von der Partie: ein mürrischer, undurchschaubarer und oft unausstehlicher frisch angeheirateter Ehemann, ein als langweilig beschriebener und doch zutiefst loyaler Gutsverwalter, eine Haushälterin, die fast fanatisch an ihrer verstorbenen Herrin hängt und ebendiese, ein Geist, der über Manderley weilt, in aller Gedanken verankert und nicht zu ignorieren ist. Ich habe mich in dieser Welt verloren, habe mir gewünscht, Manderley zu sehen, die Wälder des Gutes zu erkunden, das Meer vom Glücklichen Tal aus zu sehen und den Duft der Azaleen in meiner Nase zu haben. Daphne du Mauriers Schreibstil ist so bildhaft, dass man sich das Herrenhaus und die Umgebung ganz ganz wunderbar vorstellen konnte. Ich mochte die Handlung im Buch sehr. Unsere Protagonistin bleibt zwar namenlos und doch gewann sie für mich im Laufe der Lektüre immer mehr an Konturen und Ecken und Kanten. Sie entwickelt sich vom Mädchen zur Frau, leider durch schlimme Umstände. Eigentlich im Mittelpunkt des Buches steht aber nicht sie, sondern die verstorbene Rebecca. An jeder Ecke und in jedem Winkel des Herrenhauses steckt ihr Geist, jedes Detail erinnert an sie. Die Protagonistin dabei zu begleiten, wie sie versucht, gegen diese übermächtige Gegnerin anzukommen, war so spannend! Generell war die Stimmung im Buch immer unterschwellig düster und schaurig. Die Autorin verwebt selbst in einen illustren Maskenball gruselige Elemente. Ganz besonders hat mir aber gefallen, dass der Klassiker gerade zum Ende hin fast etwas an einen Kriminalroman erinnert. Warum möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Ich mochte "Rebecca" sehr gerne und kann das Buch gerade für ein paar spannende Stunden an regnerischen Tagen empfehlen. Ich vergebe für diesen Klassiker der Schauerromane 4,5 / 5 🌟.
