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Dagmar

Posted on 27.9.2020

Mir tat die Lektüre weh. Es schmerzt, zu erkennen, wie weit rechte Wörter in den alltäglichen Sprachgebrauch gesickert sind. Wie manche Wörter vom positiven Begriff zum Schimpfwort wurden – Asylant und Gutmensch sind zwei Beispiele. Wie sehr sich die Rechten bemühen, sich Begriffe wie Faschismus anzueignen und ihnen mit enormer Hartnäckigkeit eine neue, völlig verdrehte Bedeutung zu geben. Wie wenig ich einen Begriff wie Abendland hinterfragt habe, der für mich einfach das Gegenstück zu Morgenland war. Ist er nicht: Er kam wohl erst mit dem Buch „Der Untergang des Abendlandes“ von Oswald Spengler im alltäglichen Sprachgebrauch an, einem antisemitischen und anti-demokratischen Werk. Unfassbar an wie vielen, zum Teil winzigen Stellschrauben die Rechten drehen, um durch Sprache Verunsicherung und Präsenz für ihre Themen zu erzeugen. Sprache ist eines ihrer Werkzeuge, um ständige Krisenstimmung zu verbreiten. Nur, wenn Menschen extrem verunsichert sind, nur wenn sie sich bedroht fühlen, rufen sie nach einem starken Führer. Hoffentlich nur dann. Nicht überrascht hingegen hat mich, wie viele der rechten Wörter auch im Sprachgebrauch konservativer Politiker:innen zu finden sind, die sich selbst als alles andere als rechts betrachten. Sind sie nicht. Punkt.

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