elena_liest
Im Oktober 2017 ist es endlich soweit: nach monatelanger Arbeit veröffentlicht die New York Times einen vernichtenden Artikel über den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Die beiden Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey interviewten zur Vorbereitung über 80 Frauen, sie recherchierten Tag und Nacht, befragten Firmenmitglieder und setzten sich gegen Weinsteins Rechtsanwälte zur wehr. Das alles, um ein Ziel zu erreichen: jahrzehntelange Übergriffe und den sexuellen Missbrauch durch Weinstein an unzähligen Frauen öffentlich zu machen. Was die beiden Reporterinnen mit ihrem Artikel auslösten, konnte niemand ahnen: auf der ganzen Welt äußerten sich Frauen zu sexuellen Missbrauchs-Erfahrungen und sexueller Belästigung, alles unter dem Hashtag #metoo. In "#Mee too: von der ersten Enthüllung zur globalen Bewegung" schildern Megan Twohey und Jodi Kantor ihren langen und steinigen Weg zu ihrem Artikel über Weinstein. Sie erzählen, wie beschwerlich dich Beschaffung von Informationen auf diesem Gebiet war, wie schwierig es war, die Frauen zu einer öffentlichen Aussage zu bewegen. Während des Lesens wird immer wieder klar, wie viel Fingerspitzengefühl und Einfühlsamkeit die beiden Journalistinnen an den Tag legen mussten, um mit diesem sensiblen Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Das Buch liest sich dabei fast wie ein Thriller: die Schilderungen der missbrauchten Frauen waren oft nicht leicht zu ertragen, außerdem war ich so wütend! Die Wut hat mich fast auf jeder Seite begleitet und hat mich vor allem gegen Ende der Lektüre nicht mehr los gelassen. Es geht nämlich nicht nur um Weinstein, sondern auch um die Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Brett Kavanaugh. Gerade die Passagen, in denen erzählt wurde, was sich die Professorin Christine Blasey Ford alles von Trump und Co. gefallen lassen musste, haben mich auf die Palme gebracht. Was Jodi Kantor und Megan Twohey mit ihrem Artikel geleistet haben, ist wirklich beachtlich. Sie haben mit für die Zerschlagung eines Systems, das sexuelle Übergriffe über Jahrzehnte systematisch verschleierte, gesorgt. Dieses Buch ist eine einzigartige und inspirierende Geschichte des investigativen Journalismus, eine Aufzeichnung darüber, wie Frauen anderen Frauen helfen können. Ich habe es als hochspannend und grandios empfunden und zähle es fast zu einem der besten Sachbücher, die ich dieses Jahr lesen durfte. Von mir gibt es eine riesige Empfehlung und 5 / 5 🌟.