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evaczyk

Posted on 13.9.2020

Maschinenbau und Schriftstellerei - das ist eine eher ungewöhnliche Kombination. Mercedes Spannagel kombiniert beides: Die Österreicherin studiert in Wien Maschinenbau und hat mit "Das Palais muss brennen" jetzt ihren Debütroman vorgelegt. "Abgründig, rasant und mit bitterbösem Sprachwitz" heißt es im Klappentext über das Buch vom Generationskonflikt zwischen einer korrupten rechten Elite und ihrer rebellischen Brut, das es auf die Shortlist Debüt des Österreichischen Buchpreis geschafft hat. Ich-Erzählerin ist Luise, die Tochter der österreichischen Bundespräsidentin, einer rechtskonservativen Politikerin, die ihre Liebe eher an ihre neun Windhunde verteilt als an Luise und ihre Schwester Yara, die das Kunststudium ohne Wissen der Mutter geschmissen hat, jetzt in einem Tätowierstudio arbeitet und ansonsten ziemlich depressiv ist. Luise wiederum legt sich aus Protest gegen die Windhunde einen Mops zu, den sie Marx nennt, schwingt gerne revolutionäre Reden, hat aber in der Regel zu wenig Energie, sie umzusetzen. Eher unentschieden ist auch ihr Liebesleben. Sie verliebt sich zwar in die sportliche Jurastudentin Sef, lässt aber auch ihre On-Off-Beziehung Jo nicht fallen, der sich bisher nicht binden wollte. Der Sprachwitz des Buches entfaltet sich eher in der Länge von Twitter-Nachrichten als in einem kontinuierlichen Fluss. Etwa wenn Luise einem Burschenschaftler "Mensur ist Menstruationsneid" entgegenschleudert. Oder wenn Spannagel Sprachbilder zeichnet wie: "Unsere Herzen waren dicke Kinder, die auf dünnem Boden sprangen. Alles bebte." Das klingt originell, geradezu poetisch. Aber über weite Strecken hinweg besteht die Rebellion der Kinder der rechten Eliten aus Sex, Drogen und Phrasen, nichts davon besonders originell. Luise, die ihr Jurastudium eher nachlässig betreibt und auch sonst eher apathisch durchs Leben schlendert, mag sich für eine Rebellin halten, die gegen das Establishment kämpft, aber letztlich ist sie eine privilegierte Tochter und hat es aufgrund dieses Status nicht nötig, zu kämpfen oder sich anzustrengen. Ihr fehlt schlichtweg der Elan, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, lieber lässt sie sich von der Köchin im Präsidentenpalais mit Trüffelpommes versorgen. Nach dem Klappentext hätte ich einen deutlich dynamischeren Roman erwartet mit mehr Biss. Die reizvolle Ausgangsidee fällt in der Umsetzung leider eher durchschnittlich aus. So ist eben auch Luise letztlich gefangen in ihrer eigenen Welt und muss nur dank eines Korruptionsskandals, an dessen Aufdeckung sie nicht ganz unbeteiligt war, lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Denn ihre Mutter, die der Skandal das Amt kostet, macht den Neuanfang nur mit den neun Windhunden. Der ist dann doch ein bissiger Seitenhieb auf die zweite Laufbahn von Politikern nach dem öffentlichen Amt: Sie geht als Beraterin nach Russland, "Öl oder Krieg", es sei ja eh fast dasselbe.

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