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elena_liest

Posted on 11.8.2020

Oreo heißt eigentlich Christine, ist ein jiddisch-Schwarzes Mädchen und wächst in Philadelphia bei ihren Großeltern auf. Ihre Mutter hat sie aufgrund ihrer "Karriere" weggegeben, ihr Vater hat sich schon früh aus dem Staub gemacht (der Schmock) und auch ihre Großeltern sprühen nur so vor Seltsamkeit. Während ihre Oma einen sehr, sehr ausgeprägten Südstaatenakzent besitzt und sich mehr ums Kochen als um die Kindererziehung kümmert, hat ihr Opa vor langer Zeit (also Oreos Eltern heirateten) einen Hirnschlag erlitten (für einen Judenhasser war eine Ehe zwischen seiner Schwarzen Tochter und einem jüdischen Mann wohl zu viel des Guten). Oreos Vater hat ihr - getreu der Theseus-Saga - eine Liste mit Hinweisen auf Ihre Geburt hinterlassen, die Lösung des Rätsels führt Oreo nach New York und in eine turbulente Zeit. Fran Ross verpackt in ihrem betont humorvollen und fast an Slapstick erinnernden Werk viele zutiefst ernste Themen: Rassismus, Feminismus, das Gefühl, nirgendwo dazu zu gehören sowie Antisemitismus. Dabei setzt sie auf eine extrem außergewöhnliche Sprache, kommt mit vielen Wortneubildungen sowie Dialekten daher. Die Anlehnung an die Theseus-Saga hat die Verrücktheit des Werkes noch komplett gemacht. Ich habe vor dem eigentlichen Lesen auf Anraten einiger Rezensent*innen zunächst Fran Ross' kurzen Abriss der Sage gelesen. Ob mich das unbedingt weitergebracht hat, kann ich nicht abschließend sagen, zumindest wusste ich aber nun grob die Eckpfeiler, an denen sich die Geschichte um Oreo entlang hangelt. Der Einstieg in die Story hat noch recht gut funktioniert. Je weiter die Geschichte aber fortschritt, desto weiter driftete ich vom Inhalt ab, denn auch wenn sich die Autorin an der Theseus-Saga orientiert, einen wirklichen roten Faden gab es nicht. Es wird vom einen Ereignis zum nächsten gehüpft, munter der*dem Leser*in irgendwelche Brocken der Geschichte hingeworfen, die am Ende nie zusammenfanden. Auch sprachlich hat mich das Werk nicht überzeugt. Innovativ war es auf jeden Fall, was aber leider nicht gleichbedeutend mit gelungen ist. Sicherlich ist dieses Werk wichtig und sicherlich findet "Oreo" auch die passenden Leser*innen. Ich war das nur leider nicht. Ich finde es toll, dass ein Werk einer Schwarzen Jüdin über eine Schwarze, extrovertierte, teils obszöne und definitiv schlagfertige und gebildete Jüdin die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Auch vor der Übersetzung von Pieke Biermann ziehe ich meinen Hut. Trotzdem werden "Oreo" und ich keine Freundinnen. Falls ihr dem Buch eine Chance geben wollt empfehle ich euch, "Oreo" erst mal hinten aufzuschlagen, den kurzen Abriss über die Sage UND das Nachwort von Max Czollek zu lesen. Das ist definitiv besser für das Verständnis. Auch wenn ich persönlich dem Werk nur 2 / 5 Sternen geben kann, sollte es Interessent*innen nicht davon abhalten, es zu lesen. Jeder liest Geschichten anders und diese Keks-Geschichte ist es in jedem Fall Wert, erzählt zu werden.

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