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Skeptiker und Verschwörungstheoretiker wollen das Problem nicht wahrhaben. Das sei doch alles übertrieben. Die Sache sei beherrschbar. Bloß nicht auf Angstmacher und Lügenpresse hören! Klingt bekannt? Nein, es geht nicht um die Corona-Pandemie, die für deren Leugner eine Erfindung von dunklen Mächten ist, vorzugsweise in Politik und Medien. Es geht um den Klimawandel und den Umgang damit - oder vielmehr seine Negierung und Vernachlässigung von viel zu vielen Entscheidern in Politik und Wirtschaft. Mit seinem Buch "Heißzeit" hat der bekannte Klimaforscher und Meteorologe Mojib Latif eine Abrechnung mit Ignoranz, blindem Fortschrittsglauben und mangelndem Handlungsmut geschrieben. Mit 65 Jahren ist Latif nicht gerade Teil der "Generation Greta", aber er forschte und warnte schon lange ehe die schwedische Klimaaktivistin die Weltbühne betrat und mit "Fridays4Future" internationale Aufmerksamkeit erhielt. Wer "Heißzeit" liest, erkennt dabei ein ähnliches Maß an Empörung, mit wissenschaftlichen Fußnoten versehen statt mit Twitter-Nachrichten. Mit sozialen Medien hat es Latif nach eigenem Eingeständnis nicht so. Nicht zuletzt angesichts des Ausmaßes an Ignoranz und Idiotie, das da unterwegs ist. Teile von "Heißzeit" sind naturwissenschaftlich-technisch, aber immer noch allgemeinverständlich über den Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre, über den Forschungsstand, über die kleine mittelalterliche Eiszeit und den Prognosen des weiteren Temperaturanstiegs. Als Wissenschaftler sei er fassungslos, so Latif: „Wir rasen im Moment mit Vollgas in die Klimakatastrophe“ Denn wenn die Menschheit einen ungebremsten Klimawandel zuließe, würden einige Regionen der Erde nicht mehr bewohnbar sein – sei es durch hohe Temperaturen, Dürre oder den Anstieg der Meeresspiegel und Verlust von Küstengebieten und Inseln. Die Folgen wären nicht nur für die Weltwirtschaft gravierend, sondern auch für die Welternährungslage und nicht zuletzt durch die Sicherheitslage – sei es durch Migrationsströme von Klimaflüchtlingen, sei es durch Konflikte um immer knappere Ressourcen. Er fordert, Wohlstand dürfe nicht zulasten der Umwelt gehen. Ein intaktes Klima, Artenvielfalt oder gesunde Ozean seien für das Wohlergehen der Menschheit unerlässlich. Denn die Uhr tickt, betont Latif. Um die Erde vor einer gefährlichen Überhitzung zu bewahren, müsse in allen Lebensbereichen völlig umgedacht werden. Zum Beispiel die Debatte um Dieselfahrzeuge, wo man sich ans althergebrachte Technik klammere, während saubere Lösungen, die zudem bereits existieren, kaum Anwendung finden. Ein „das war schon immer so“ oder Beharren, dass Änderungen Zeit brauchen, kontert er mit einer anderen, historischen Mobilitätswende: Der Übergang vom Pferdewagen zum Automobil habe nur etwa ein Jahrzehnt gedauert. In Teilen des Buches geht es um eine Abrechnung mit den Trumps und Bolsonaros dieser Welt, um die Verdrehung von Fakten und soziale Ungerechtigkeit, um Populisten und Nationalisten, die an so vielen Orten an Einfluss gewinnen - und unter denen sich auch besonders viele Leugner des Klimawandels befänden. "Es steht viel auf dem Spiel, wenn Personen immer mehr an Zulauf gewinnnen und an die Macht kommen, für die Ehrlichkeit und Partnerschaft ein Fremdwort sind, schreibt Latif - und da klingt er mehr wie ein Politikwissenschaftler oder ein Aktivist als ein nüchterner Naturwissenschaftler. "Es steht nicht weniger als die moderne westliche Gesellschaft samt ihrer Freizügigkeit inklusive der freien Medien und der unabhängigen Justiz auf den Spiel. Menschen, die Populisten wählen, sollten sich darüber im Klaren sein, wen sie wählen, Wenn die Freiheit erst einmal verloren ist, wird man das Rad nur noch schwer zurückdrehen können." Wenn nicht seriöse von unseriöser Information unterschieden werde, bestehe die Gefahr, "dass die Menschheit zum Spielball einiger weniger skrupelloser Akteure wird, für die der Planet Erde nichts weiter als eine große Gelddruckmaschine ist." Am Ende seines Buchs schlägt Latif einen zehn Punkte-Plan zum Klimaschutz vor - etwa eine "Allianz der Willigen" in der die Länder vorangehen sollten, die sich ernsthaft dem Klimaschutz verpflichtet fühlte. Ein fairer Ausgleich zwischen den Industrieländern und den Entwicklungsländern müsse erreicht werden, klimaschädliche Subventionen müssten abgebaut werden. Eigentlich völlig klar, dass Latif auch einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien fordert. Und auch die Coronakrise kommt bei Latif zur Sprache: Sie zeige deutlich, dass globale Krisen, nur von der Weltgemeinschaft gemeinsam gelöst oder abgemildert werden können.: "Die Coronakrise verdeutlicht, dass die Welt im Begriff ist, auseinanderzubrechen."