hasirasi2
Eine etwas andere Kreuzfahrt Die aufstrebende Violinistin Carla verbringt mit ihrer Familie den Sommer 1936 in Berlin und besucht die Olympischen Spiele. Carla ist schüchtern, keine auffällige Schönheit, darum versteht sie auch nicht, was Baron Harald von Breden, ein Erbe großer Ländereien in Ostpreußen und Redakteur eines Berliner Wochenblatts, ausgerechnet an ihr findet. Ihre Mutter, eine ehemalige russische Balletttänzerin, drängt auf eine schnelle Hochzeit. Doch als Carla ein gut gehütetes Familiengeheimnis entdeckt und es Harald erzählt, trennt sich dieser sofort von ihr. Um Carla zu trösten organisiert ihr Vater eine spontane Mittelmeerkreuzfahrt nach Ägypten und Palästina. Auf dem Schiff umwirbt ein aufstrebender Ufa-Regisseur Carla und auch Harald ist plötzlich wieder da, will sie nun plötzlich doch heiraten: „Ich verschaffe dir eine völlig neue Identität, aber dafür muss die Vergangenheit sterben.“ (S. 199) Carla kommt das sehr suspekte vor, denn auch ihr Vater verhält sich irgendwie merkwürdig und hat sich verändert. Als auf dem Schiff dann auch noch ein Mord passiert und die Weiterreise gefährdet, ist eigentlich jeder verdächtig … Carla lebte bisher nur für die Musik, selbst auf der Reise wird sie von ihrem Violinen-Lehrer begleitet. Doch das entdeckte Geheimnis lastet schwer auf ihr, sie muss wichtige Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen, genießt aber auch die Reise und aus dem naiven Mädchen wird dabei nach und nach eine emanzipierte Frau. Ihr Vater ist echter ein Selfmade-Man. Begonnen hat er mit einer Apotheke, inzwischen gehört ihm eine Arzneimittelfirma. Er will nur das Beste für seine Familie und ihm gefallen die Entwicklungen in Deutschland nicht. Außerdem hat er nicht nur ein Geheimnis vor seiner Familie, wie Carla bald feststellen muss. Auch Baron Harald von Breden ist sehr undurchsichtig und spielt ein ganz eigenes Spiel. „Die Kreuzfahrt!“ von Guido Dieckmann ist eine orientalisch angehauchte Mischung aus historischem Abenteuer-, Spionage-, Reise- und Liebesroman. Ich mag die die Idee hinter der Geschichte, dass 1936 ein Kreuzfahrtschiff in See sticht und jüdische Emigranten versuchen, damit nach Jerusalem zu kommen – zumal es das Schiff und die Fahrt zu dem Zeitpunkt wirklich gegeben hat. Die beginnenden Judenvertreibung in Deutschland und die verschiedenen politischen Entwicklungen und Machspiele in Europa und im Mittelmeerraum als Rahmenhandlung sind gut gewählt. Zudem bilden die Reiseziele eine abwechslungsreiche, aufregende und farbenprächtige Kulisse. Leider war mir aber Handlung zum Teil etwas zu berechenbar und es fehlte Spannung bzw. wurde es zu mystisch. Zudem waren mir auch etwas zu viel Liebe und zu viele günstige Zufälle im Spiel.