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elena_liest

Posted on 6.8.2020

Wir kennen sie alle - Verwandte, Freunde, Bekannte und Kolleg*innen, die bei Familienessen, Betriebsfeiern oder dem Kneipenbesuch auf einmal mit populistischen und unwahren oder hetzerischen Parolen daherkommen. "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" ist die gängige Rechtfertigung dieser Menschen. Mir geht es da dann oft so, dass ich regelrecht sprachlos bin. Ich koche vor Wut, will eigentlich hinausschreien, dass hier gerade was gehörig falsch läuft - und sage trotzdem nichts, da mir die passenden Fakten und Argumente in diesem Moment dann partout nicht einfallen wollen. Franzi von Kempis stellt mit "Anleitung zum Widerspruch: Klare Antworten auf populistische Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien" ein Ende dieser Sprachlosigkeit in Aussicht. Sie gibt mit ihrem Buch der*dem Leser*in einen kurzen und knackigen "Leitfaden" an die Hand, in dem sich Argumente, Fakten sowie Strategien für eine Diskussion zu einem tollen Werk vereinen. Die Autorin behandelt in ihrem Buch sechs Themenkomplexe: Klimawandel, Antisemitismus, Verschwörungstheorien, Islamfeindlichkeit, Sexismus und Hetze gegen Geflüchtete. Diesen Themen voran stellt sie eine kleine Einführung in die Kunst der Diskussion, gibt Tipps, wie man sich am besten verhalten kann und geht beispielsweise auch auf "Whataboutism" sowie das "Strohmann-Argument" ein. Gerade diese Einführung fand ich sehr lehrreich und gelungen und konnte da für mich viel mitnehmen. Jedem Themenkomplex widmet Franzi von Kempis ein Kapitel. Diese sind auch immer gleich aufgebaut - von allgemeinen Informationen zum Thema kommt die Autorin zu konkreten Aussagen und Parolen wie „Klimawandel gab es doch schon immer“, „Impfungen machen uns krank“ oder „Den Gender Pay Gap gibt es nicht“ und gibt Antworten auf diesen (pardon) Mist. Am Ende jeder ausführlichen Antwort auf die Parolen fasst die Autorin die wichtigsten Argumente gegen die Aussagen nochmals in kleinen Infokästen zusammen. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Ich fühle mich informiert und bereit, in eine Diskussion (wenn sie denn sinnvoll erscheint) zu starten. Durch die Wiederholung der Informationen habe ich das Gefühl, dass viel in meinem Hirn haften blieb. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir eventuell eine etwas ausführlichere Besprechung der Themen gewünscht, an anderen hatte ich das Gefühl, dass sich hier die Argumente doch etwas zu sehr gleichen. Alles in allem finde ich "Anleitung zum Widerspruch" aber sehr gelungen und möchte es all jenen, die sich oft genauso hilflos und sprachlos fühlen wie ich, gerne ans Herz legen.

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