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evaczyk

Posted on 2.8.2020

Erinnerungen lügen nicht? Achtung: Die Küsten-Regionalkrimis bekommen Konkurrenz. Mit „Halligmord“ schickt die Autorin Greta Henning eine neue Detektivin unter die Küsten-Ermittler. Minke van Hoorn, die eigentlich Meeresbiologie studiert hat, kehrt auf die Hallig ihrer Kindheit zurück. In einem nordfriesischen Küstenstädtchen übernimmt sie das örtliche Polizeirevier – und tritt damit in die Fußstapfen ihres Vaters. Nach seinem Unfalltod vor fünf Jahren beendete sie das Kapitel Meeresbiologie und ging zur Polizeihochschule. Die Voraussetzungen für den allmählichen Einstieg der Berufsanfängerin sind schlecht: Ihr Assistent ist eine Woche von der Pensionierung entfernt und denkt nur noch an seinen Ausstand. Faul war er zwar schon immer, doch nun ist noch weniger mit ihm anzufangen. Dafür nennt er die neue Chefin, die er bereits als kleines Mädchen kannte, mit nervender Beharrlichkeit „Mäuschen“. Und dann wir auf einer Hallig ein Skelett gefunden. Um wen es sich handelt, wird bald klar: Der örtliche Arzt, dessen Witwe noch immer auf der Hallig lebt. Vor mehr als 30 Jahren kam er angeblich ums Leben, als sein Boot auf dem Weg zu einem Patienten aus ungeklärter Ursache in Brand geriet und explodierte. Die Leiche des Arztes wurde nie gefunden. Keinesfalls aber wurde sie im Torf der Hallig vermutet. Zudem verschwindet der Sohn des ehemaligen Deichgrafen, an dem Minke ein sehr privates Interesse hat. Und dann kündigt sich auch noch ein schweres Unwetter an. Viel Drama und schwarze Sturmwolken also, mit viel liebevoll geschilderten Details der nordfriesischen Landschaft, des Wattenmeers und des abgeschiedenen Lebens auf den Halligen. Mit dem nahenden Küstensturm erinnert nicht nur die Atmosphäre ein wenig an „Mord im Orient Express“, in dem der Ermittler mit den Verdächtigen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Denn je weiter Minka mit ihren Nachforschungen kommt, desto mehr zeigt sich, dass der Tote keineswegs nur der charismatische, gutaussehende Arzt war, der angeblich bei jedermann beliebt war. Im Gegenteil, an Verdächtigen mit einem Motiv herrscht kein Mangel. In „Halligmord“ gibt es zwei Erzählebenen – einmal die Gegenwart, in der Minka ihre Ermittlungen voranzutreiben versucht, einmal aus der Perspektive derjenigen, die beim Verschwinden des Arztes auf der Hallig waren. Doch wessen Erinnerung lügt? Bis zum Schluss bleibt es spannend. Ein vielversprechender Auftakt.

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