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elena_liest

Posted on 23.7.2020

"Ich hatte absolut kein Interesse daran, jemandes Muse zu sein. Ich bin nicht die Muse. Ich bin der Jemand. Punkt." - Taylor Jenkins Reid, "Daisy Jones & The Six" Stellt euch vor, es ist Sonntag Vormittag. Ihr habt den ganzen Tag frei, es stehen keine Termine an. Ihr schaltet den Fernseher ein, zappt durch die Kanäle und findet eine Dokumentation über eine unglaublich berühmte Band, die an ihrem Höhepunkt damals einfach von der Bildfläche verschwunden ist. In der Dokumentation geht es um das Leben der verschiedenen Bandmitglieder, sie erzählen alle aus ihrer Sicht, was wie passiert ist und auch die Manager, Freunde und Familie dürfen ihren Senf dazu geben. Alle kommen zu Wort. Klingt perfekt, oder? Interessant, gemütlich und mit der perfekten Dosis persönliche Note. Genau so ist "Daisy Jones and The Six" von Taylor Jenkins Reid. Die Autorin erzählt die Geschichte einer fiktiven Band. Dabei besteht das Buch komplett aus imaginären Interviews, die für ein Memoire geführt wurden. Es gibt dadurch ständig Perspektivenwechsel, verschiedene Situationen werden aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet und am Ende entsteht eine total außergewöhnliche und spannende Story, die so nah am realen Leben dran ist, dass es fast schon gruselig ist. Die Autorin lässt ihre Protagonist_innen im Buch zum Leben erwecken. Sie schreibt so lebendig, so bildhaft, dass ich wirklich das Gefühl hatte, dass sich vor meinem inneren Auge während des Lesens ein Film abspielt. Ich habe überlegt, ob mir eine Figur im Buch am besten gefallen hat, irgendwie fand ich aber alle einfach nur grandios. Sei es nun Daisy mit ihrer toughen und gleichzeitig zutiefst verletzlichen Art, der klassischen Rockstar Billy, der mich mit seinen Überzeugungen berühren konnte oder Karen, die an ihrem Traum vom selbstbestimmten Leben immer festhält - ich habe alle geliebt. Das Buch spielt in den 70er Jahren in Amerika und fängt die Stimmung zu dieser Zeit einfach perfekt ein. So, wie die Autorin die Geschehnisse beschreibt, hätten sie auch im echten Leben stattfinden können. Von den Settings über die Klamotten bis hin zu den Liedern (die hinten im Buch komplett abgedruckt waren - so cool!) hat alles gestimmt. Die Story der Band hat sowohl ihre Licht- als auch ihre Schattenseiten. Auf der einen Seite stehen der Erfolg, die Freundschaften unter den Bandmitgliedern und auch einfach die Liebe zur Musik. Auf der anderen Seite stehen Drogenexzesse und Drogenabhängigkeit, unerwiderte Gefühle sowie Hierarchien innerhalb der Band, mit denen nicht jede der Personen klar kommt. Genau diese Zerrissenheit hat mir das Buch so nahe gebracht. Gerade das letzte Kapitel im Buch hat mich gefühlt auseinander gerissen und am Ende wieder zusammengesetzt - kann meine Gefühle dazu kaum in Worte fassen. "Daisy Jones and The Six" ist ein Buch, das mich überrascht hat. Ich hatte keine großen Erwartungen, wusste nicht, auf was ich mich da einlasse und am Ende hat es mich komplett umgehauen. Ich bin ganz doll verliebt in diese wunderbare und besondere Geschichte und vergebe 5 / 5 Sternen.

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