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elena_liest

Posted on 20.7.2020

Nach einer gescheiterten Karriere als Journalistin in New York arbeitet Kate als Archivarin für Theo Brand. Dessen Mutter Miranda war eine berühmte Fotografin, ihr Nachlass ist riesig. Kate taucht immer tiefer ab in das Leben Mirandas, liest heimlich ihr Tagebuch und versucht herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist: hat Miranda tatsächlich Selbstmord begangen? Oder wurde sie ermordet? Dabei gerät sie auch immer mehr in den Bann ihres Arbeitgebers, der schön und gefährlich zugleich ist... Ich habe "Alles, was zu ihr gehört" von Sara Sligar in die Hand genommen und nach einigen Seiten fast nicht mehr weglegen können. Das Buch hat eine extreme Sogwirkung, die die Leser_innen so schnell nicht mehr freigibt. Die Geschichte, die Sara Sligar geschrieben hat, handelt zugleich von Feminismus, Depressionen, sexuellem Missbrauch und häuslicher Gewalt. Daher ist definitiv eine Triggerwarnung zu geben. Der Roman wird abwechselnd aus Kates Sicht und durch verschiedene Materialien aus Mirandas Nachlass erzählt. So wurde das Buch extrem Temporeich und spannend. Vor allem die Tagebucheinträge von Miranda waren wirklich krass und eindrücklich, auch sprachlich wirklich meisterlich. Zwischendurch gab es auch immer wieder Protokolle, Rechnungen und Briefwechsel. Die Autorin schafft es, mit ihren Worten die Gefühle der Protagonistinnen lebendig werden zu lassen. So hatte ich manchmal den Eindruck, Mirandas Schmerz und ihre seelischen Wunden selbst zu spüren, ihre Angst vor und ihre Zwiespältigkeit zu ihrem Ehemann griff total auf mich über - das war unglaublich eindrücklich und beängstigend zugleich. Generell fand ich den Schreibstil von Sara Sligar sehr gut. Ich habe mich öfter dabei ertappt, ganze Abschnitte noch einmal zu lesen, einfach weil ich die Sätze und Ausdrucksweisen so wunderbar fand. Das in Kombination mit der eigentlich so schaurigen Geschichte hat mich wirklich umgehauen. "Alles, was zu ihr gehört" ist definitiv kein Wohlfühlbuch. Es ist eher ein Roman, der mit sehr vielen Thriller-Elementen daherkommt und so die Leser_innen in Atem hält. Dabei werden sehr viele sensible Themen verarbeitet und angesprochen. Die Autorin schafft es dabei, diese krassen Themen auch wirklich unangenehm zu belassen, gleichzeitig sich aber auch so sehr damit zu beschäftigen, das sie ertragbar werden. Während des Lesens habe ich die ganze Zeit drohendes Unheil gespürt, man wartete nur auf den großen Knall. Beide Frauen haben schreckliches durchlebt und man hatte das Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholt. Umso besser hat mir da dann das Ende gefallen. Ich bin wirklich begeistert von diesem Debüt. Von der ersten bis zur letzten Seite war ich gebannt, die Geschichte hat mich gefangen genommen und am Ende fassungslos, nervlich am Ende, aber auch zufrieden wieder ausgespuckt. Von mir gibt es dafür 5 / 5 Sternen.

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