elena_liest
"Alt werden heißt verlieren lernen. [...] Das verlieren, was einem geschenkt wurde, was man gewonnen, was man verdient, wofür man gekämpft und wovon man geglaubt hat, man würde es für immer behalten." - Delphine de Vigan, "Dankbarkeiten" Eines Tages sitzt die ältere Dame Mischka in ihrem Sessel und hat Angst, schreckliche Angst - denn sie verliert. Sie verliert ihre Worte. Dabei hatte sie doch noch so viel zu sagen, vor allem "Danke". Ihre engste Vertraute und Ziehtochter Marie kümmert sich genauso um sie wie der Logopäde Jerome und beide erkennen durch Mischka, dass auch sie dankbar sein sollten. Delphine de Vigan hat mit "Dankbarkeiten" einen wirklich rührenden und besonderen Roman geschrieben. Es geht um das Älterwerden oder besser gesagt das Alter und darum, sich zu bedanken. Nicht dieses alltägliche "Danke" für den Platz in der Bahn oder für den Job. Sondern ein Dankeschön, das von Herzen kommt und auch wirklich so gemeint wird. Dabei schlägt sie eine Brücke zwischen Jung und Alt und spricht damit alle Generationen an. Die Autorin beschäftigt sich mit dem Verlust der Worte, dass ältere Menschen manchmal keine Worte mehr finden, weil sie sie einfach vergessen. Sehr sensibel erzählt sie Mischkas Geschichte, die in die Nazizeit zurück reicht, aus der Sicht ihrer beiden jüngeren Begleiter_innen, die sich aufopferungsvoll um die ältere Dame kümmern und dabei selbst an einigen kleineren und größeren Katastrophen zu knabbern haben. Dabei schreibt Delphine de Vigan einfach so schön, dass ich mir fast gewünscht hätte, dass das Buch länger gewesen wäre. So konnte es mich leider nicht komplett überzeugen, da mir das letzte Bisschen zur Rührung und zum Berührt sein gefehlt hat. Ich möchte "Dankbarkeiten" allen empfehlen, die gerne kurze Bücher mit viel Inhalt lesen und vergebe 4 / 5 ⭐.