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elena_liest

Posted on 1.7.2020

“Was sind das für Konstellationen in der Gegenwart, in denen zufällige oder angeborene Unterschiede ausgesucht werden, um daran soziale Anerkennung oder gar Menschen- und Bürgerrechte zu koppeln?” - Carolin Emcke, "Gegen den Hass" 2016 erhielt Carolin Emcke den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Und das absolut zurecht! In ihrem Essay "Gegen den Hass" äußert sie sich zu Themen wie Rassismus, Fanatismus, Demokratiefeindlichkeit und Diskriminierung und geht den Ursachen des Hasses auf den Grund. Dabei bleibt sie neutral und wird nie wertend, überlässt es der Leserin und dem Leser somit selbst, sich Gedanken zu machen und einen Standpunkt zu beziehen. Sie hinterfragt den Hass, forscht an konkreten Beispielen und gibt das alles in einer unfassbar guten und pointierten Sprache wieder. Meist saß ich beim Lesen bzw. Hören einfach da und war froh, dass jemand meine Gedanken in so einer wunderbaren Sprache und so sinnvoll wiedergeben kann. Ich bin wirklich beeindruckt und habe mir im Buch so einige Zitate markiert. Carolin Emcke setzt sich für Vielstimmigkeit und Vielfalt ein und setzt so den Hassenden ein Plädoyer auf Pluralität entgegen. Mir hat das sehr gut gefallen. Ich denke, dass der Essay keinesfalls Anspruch darauf erhebt, den Hass vollständig, in all seinen Facetten zu betrachten. Carolin Emcke gibt hier vielmehr einen Überblick und bietet einen Einstieg. Sie zeigt, wo der Hass überall um sich greift: Rassismus, Homophobie, Transphobie, Sexismus. Vielleicht hätte sie sich an der ein oder anderen Stelle etwas mehr spezialisieren können oder hätte die Themen etwas weniger breit fächern können. Insgesamt war das Buch aber einfach toll und hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Zum Schluss hat in dieser Rezension, wie zu Beginn auch, wieder die Autorin das Wort, einfach weil sie so toll ist und ich ihre Aussagen einfach grandios finde: "Pluralität in einer Gesellschaft bedeutet nicht den Verlust der individuellen (oder kollektiven) Freiheit, sondern garantiert sie erst."

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