awogfli
Die Autorin beginnt mit einer ausgezeichneten Beschreibung von Land und Leuten im Karst von Istrien. Der Regionalkrimi spielt vor allem mitten im Hinterland und so gut wie nie an der Küste, was an und für sich schon recht spannend ist, denn kaum ein Tourist hat sich jemals in diese Gegend verirrt und könnte von dort erzählen. Die Figuren sind gut entwickelt, der poltitische Hintergrund des 2. Bandes, den die Autorin offensichtlich immer wieder in ihre Geschichten einfließen lässt, gefällt mir besser als im ersten Teil, als die Autorin zum Balkankrieg einfach zu wenig zu sagen hatte und mit zu vielen Klischeescharaktären aufwartete. Diesmal werden aktuellere Themen zur Flüchtlingssituation auf der Balkanroute, Fremdenfeindlichkeit gegenüber den alten Brüdern aus Jugoslawien, lokale Korruption auf dem Land, Tourismus versus Erhaltung der ursprünglichen Dorfgemeinschaft und der Erfolg von Auswanderern angesprochen, die sich nach Jahren wieder mal ins Heimatdorf verirren, dort ihren Reichtum zur Schau stellen, den Neid der Dorfgemeinschaft auf sich ziehen und dann auch prompt gemeuchelt werden. Auch die vormals historische und nunmehr ins "geschäftliche" transfundierte Achse Istrien/Triest/Wien wird bezüglich der Figuren sehr gut in die Handlung eingewoben. Da habe ich mich bereits zu früh auf ein spannendes Lesevergnügen ohne Irritationen gefreut und schon wird wieder mal auf Seite 130 die so typische romatische Verflechtung für das weibliche Lesepublikum hinterrücks in den Plot gestanzt. Es ist zwar nur ein Kuss und keine schwülstige Liebesszene, aber welcher Mann macht sich wirklich so viele romantische Gedanken über so eine Kleinigkeit. Gefühlte 60 Seiten sinniert Joe Prohaska über die die Motive der Küsserin - mal ehrlich welcher gestandene Expolizist ist innwändig ein derartiges Sensibelchen - das ist ja nur die komplett irreale Märchenprinzprojektion vieler kleiner Mädchen. Aber sei es wie es sei, manche werden diesen für mich persönlich starken Ärgerfaktor sehr enthusiastisch begrüßen. Was mich dann am Ende doch sehr gestört hat, ist die Auflösung des Kriminalfalles. Hier gibt es einfach keine Überraschungen, kein spannendes Mörderraten, im Prinzip sind die Täter nahezu sofort klar identifizier- und die Motive absehbar. Das bringt mich dann doch sehr stark um mein an einen Krimi unbedingt gefordertes Lesevergnügen. Ansonsten bewegt sich die Sprache im mittleren Bereich und passt genau in das leicht zu lesende Niveau, das ich für einen Regionalkrimi als angemessen betrachte. Fazit: 2,5 Sterne aufgerundet auf 3 Akzeptabler Roman mit sehr gutem Lokalkolorit, teilweise mit großer Figurenstärke, guten politischen Verflechtungen aber mit unnötigem Romantikkitsch und langweiliger uninnovativer Ausführung des Kriminalplots.