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awogfli

Posted on 19.6.2020

Dieses gute Kochbuch muss ich in zweierlei Hinsicht bewerten nämlich: 1. aus meiner persönlichen Sicht - als gelernte Köchin, die dieses Handwerk zwar nicht ausübt, aber sich hobbymäßig seit Jahren Suppen, Fonds, Nudeln, Brot und Einmachgemüse selber macht und sich als sehr stark fortgeschrittene Hobbyköchin bezeichnet 3 Sterne. 2. aus der Sicht der von Johanna Maier angepeilten Zielgruppe - der wenig geübten Kochanfänger oder leicht fortgeschrittenen Gelegenheitsköche, die sich gesund ernähren wollen 4 Sterne. Im Hinblick auf die angepeilte Zielgruppe, bleibt Johanna Maier in sich sehr konsistent und richtet das gesamte Buch sehr gut darauf aus: Einfache, leicht zu bekommende Zutaten, einfache Kochabläufe, gute und sehr einfach beschriebene Kochanleitungen, wundervolle Fotos der gekochten Gerichte und eine 75-seitige Warenkunde mit ganz wenigen Fotos, die keinen Moment langweilig zu lesen ist. In der ausführlichen Warenbeschreibung werden auch Kochgrundlagen, wie Brot und Nudeln selber machen, Suppen und Fonds ansetzen, Kräuter in der Stadt am Fensterbrett oder am Balkon ziehen, Gemüse einlegen und Chutneys fabrizieren, Gewürzmischungen nicht aus dem Packerl kaufen, sondern selber machen, Salatmarinaden herstellen, Kuhmilch und Ersatzprodukte, Umgang mit Fleisch etc. sehr gut beschrieben. Ach ja ein Gemüsekalender sollte auch optisch und grafisch als Kalender gestaltet sein, dann ist er übersichtlicher (S. 30-31) Die an die Warenkunde anschließenden Rezepte sind sehr traditionell unkompliziert eher österreichisch aber auch sehr einfach, was die Kernzielgruppe erfreuen, für die Fortgeschrittenen aber zu simpel sein wird. Spannend ist auch, dass die Struktur der Rezepte von Frau Maiers Küche nicht nach der Art der Gerichte folgt, wie es in fast jedem Kochbuch üblich ist, sondern die Rezepte sind nach Anlässen gegliedert, dabei gibt es durchaus sehr spannende Rubriken: z.B. Familienessen am Sonntag, Romantik (also keine zu schweren Gerichte, nicht zuviele Gewürze), Kochen für Kinder, Schnelles Kochen für überraschende Gäste. Hierbei ist meiner Meinung nach vor allem die Kinderrubrik zu wenig durchdacht - nur die ersten Rezepte - nämlich wie erwartet die Nudelgerichte sind passend, die anderen sind zu wenig bunt und kindgerecht. Wenn man schon eine Kinderrubrik einführt, sollte sie sich auch stärker an kleine Kinder richten. Selbstverständlich darf auch ein Vegetarisches/Veganes Kapitel und ein ayurvedisches mit Fastenspeisen nicht fehlen. Insgesamt ist es auch keine Hexerei, durch diese neuartige Struktur zu navigieren, denn das Rezeptregister am Ende des Buches weist die dem Kochbuchleser ansonsten gewohnte Aufteilung in Arten von Gerichten den jeweiligen Seiten genau zu. Und dann ...ganz hinten bei den saisonalen Menüfolgen, die auch ein bisschen aufwändiger zuzubereiten sind, habe ich mit meinen 100 Kochbüchern auch noch eine kleine, raffinierte Perle gefunden, die ich noch nicht gekocht habe und unbedingt probieren möchte: Eine Kokos Curry Suppe mit Garnelenbällchen. Fazit: Insgesamt erinnert mich das Kochbuch von Johanna Maier an "The Naked Chef" von Jamie Oliver aus dem Jahr 1999 - aber auf österreichisch gemacht. Da dies aber schon sehr lang her ist und es mittlerweile einige Bücher dieser Art auch auf dem deutschsprachigen Markt gibt, ziehe ich infolge des etwas fehlenden Innovationsfaktors zusammen mit den schon oben erwähnten kleineren Kritikpunkten auch für Anfänger einen Stern ab.

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