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awogfli

Posted on 17.6.2020

Ich kann die restlose und überschwengliche Begeisterung von vielen für diesen Roman sehr gut verstehen, in seiner Konzeption ist dieses Werk wirklich einzigartig. Eine blumige Märchensprache, die fast schon an Garcia Marquez erinnert und auch ein teilweise mystischer, dann auch wieder sehr realistischer Plot wird im Gegensatz dazu mit dem unermesslichen Leid der Sklaverei im Süden der USA auf einzigartige Weise irgendwie zu einer Familiengeschichte in Form einer epischen Collage verknüpft. Die Intention dahinter mag von der Autorin dahingehend eingesetzt sein, dass das unaussprechliche Leid, die unpackbare Grausamkeit dadurch einerseits kaschiert und erträglicher gemacht wird, andererseits aber gerade deshalb als Alleinstellungsmerkmal grotesk verzerrt und somit auch noch irgendwie in den Vordergrund gestellt wird. Bisher habe ich sowas erst einmal so ähnlich bei Edgar Hilsenrathts "Das Märchen vom letzten Gedanken" gesehen, als die Schrecken des Genozids an den Armeniern in Märchenform erzählt wurden. Für mich als Realistin war die Geschichte keine einfach zu bewältigende Aufgabe. Es fiel mir immer schwer zu trennen, was Märchengschichtl und was in der Vergangenheit wirklich passiert ist. Dieser sehr verklausulierte und verwirrende Stil löst sich zwar nach und nach quasi wie eine Mystery-Story auf, leider blieben für mich aber dennoch lose Enden, und so was mag ich überhaupt nicht. Was passierte wirklich mit Sethes Mann Halle? Warum hatte er die Butter im Gesicht? Und was haben die Schüler des Schulleiters Sethe angetan? Diese Mysterien werden das ganze Buch über angesprochen und deren Lösung auch irgendwie vorangekündigt, lediglich die Auflösung blieb mir aber verwehrt. Ich bin einfach ein Mensch, der dann auch hinschauen will, der nicht wie ein kleines unmündiges Kind unter dem Vorwand, dass die Ereignise zu grausam wären, abgespeist werden will. Sowas kann ich nicht leiden, diese wabernden Andeutungen, dieser Ankündigungsmarathon und letztendlich bleibt alles im Dunkeln bzw. wird wohlwollend unter den Teppich gekehrt. Damit kann ich mich einfach nicht abfinden, und deshalb ziehe ich auch ohne Bedauern einen Stern ab. Fazit: Ein sehr innovatives Werk über die Sklaverei in den USA mal stilistisch völlig neu aufgerollt und auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir.

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