awogfli
Von meinem zweiten Rita Falk Roman, den ich vor allem deshalb gelesen habe, weil im September drei Teile im Fernsehen gesendet werden, war ich noch weniger angetan als von meinem ersten. Irgendwie erinnert die Eberhofer-Serie ja sehr frappant an den Bullen von Tölz. Die Parallelen wie die Mutterfixierung eines Mannes im bereits fortgeschrittenen Alter - im Schweinskopf ist es die Oma - das Amigo-Gehabe der bayrischen Landbevölkerung, das granteln..., sind einfach sehr offensichtlich. Wobei meiner Meinung nach der Bulle von Tölz um mehrere Klassen besser konzipiert ist. Da kämpft der Benno Berghammer mit Sarkasmus und stoischer Sturheit auf sehr amüsante Art gegen Amigo-Tendenzen von Mutti, Kirche, Politik und alten Freunden wie dem Strizzi Toni Rampold. Im Eberhofer-Roman ist es aber der Polizist und die Hauptindentifikationsfigur selbst, die zu solchen Amigo-Anwandlungen tendiert. Wenn ich einen Heizungsinstallateur, der einfach auf Grund von zu vielen Aufträgen eine Woche keine Zeit für mich hat, durch die Androhung von Anzeigen dazu zwinge, mir sofort bis nach Mitternacht zu Diensten zu sein, dann ist das nicht mehr im entferntesten witzig sondern nur noch schäbiger Amtsmissbrauch. Der ganze bayrische Witz verpufft bei mir auf jeden Fall sehr kläglich, vor allem weil er extrem primitiv niveaumäßig maximal auf Fußknöchelhöhe daherkommt. Ein kiffender beatleshörender Vater mit seinem neuen Richterfreund und ein ungeliebter Bruder mit der süßen Nichte machen das Sauerkraut zum Schweinskopf auch nicht mehr fett. Auch der Plot - und Ihr meine Buchfreunde wisst ja, dass ich fast schon zwanghaft plotorientiert bin - dümpelt nur so gähnend langweilig dahin. Alles ist schon von Anfang an klar, der Täter, die sehr einfallslosen Wendungen, da hilft es auch nix, wenn die Autorin zweimal den Schauplatz wechselt und auch den Gardasee in einem sehr entbehrlichen Intermezzo in die Handlung einführt. Also krimimäßig ein voller Rohrkrepierer. Und die Sprache! - was habe ich mir bei der Rezension des letzten Romans eigentlich gedacht, diese zu loben - ist stilistisch schon extrem primitiv. Das kann nun natürlich auch ein gewolltes Stilmittel sein - ist es wahrscheinlich auch - aber in der völligen verbalen Armut sollten auch ein paar kreative Wendungen, Bonmots und Weisheiten drinnen sein, um mit so kultigen simplen Aussagen wie in den Wolf-Haas-Romanen konkurrieren zu können. Simplizität muss außergewöhnlich daherkommen, ansonsten ist das Geschreibsel statt ungekünstelt einfach nur besch**(eiden) und kunstlos. Kein einziges Post-It ziert das Buch, also hat mir keine einzige verbale Konstruktion wirklich gefallen. Fazit: Sehr unterdurchschnittlicher bayrischer Regional-Krimi, da habe ich in letzter Zeit vor allem sprachlich und plotmäßig wesentlich besseres gelesen wie z.B. Volksfest. Auf den so vielgerühmten bayrischen Charme (woher kommt eigentlich die Idee, dass grantelnde bauernschlaue Landeier charmant seien) falle ich ohnehin nicht rein. Die Filmkritik folgt noch an dieser Stelle, aber da hat es mir bereits während des Trailers die Nackenhaare aufgestellt, wieviele Österreicher dem Publikum fälschlicherweise als Bayer verkauft werden. Und ja - meine lieben Deutschen Freunde - man hört sehr deutlich den Unterschied zwischen dem bayrischen und dem österreichischen Idiom, es sei denn, die Leute wohnen im Innviertel direkt an der Grenze ( z.B. in Braunau am Inn) Diese sprachliche Mogelpackung stört mich derart, dass ich mir meine Haarwurzeln einzeln ausreißen möchte.