Profilbild von elena_liest

elena_liest

Posted on 9.6.2020

"Weiße, ihr müsst mit anderen Weißen über Hautfarbe sprechen. Ja, ihr werdet vielleicht als radikal abgelehnt, aber ihr habt nur wenig zu verlieren." - Reni Eddo-Lodge, "Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche" 2014 veröffentlichte Reni Eddo-Lodge auf Twitter einen Blogeintrag mit dem Titel "Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche". Darauf folgte ein Aufschrei - und dieses Buch, das sich mit strukturellem Rassismus und White Privilege auseinander setzt. Wir haben dieses Buch gebraucht. In Zeiten wie diesen (Trump, Brexit, europaweiter Rechtsdruck etc.) ist ein Austausch zum Thema Rassismus besonders dringend - Eddo-Lodge erklärt in ihrem Buch aber auch, weshalb dieses Thema schon längst überfällig ist. Die Autorin beginnt mit der Geschichte der Schwarzen und PoC in Großbritannien. Das ist auch bitter nötig, denn beim Lesen habe ich gemerkt, wie wenig Wissen ich über das Thema britische Kolonien besitze. In der Schule wird häufig nur die Geschichte des Rassismus in Amerika thematisiert, die britische (und auch die deutsche!) Geschichte wird fast komplett ausgeklammert, höchstens mal angeschnitten. Dabei ist dieses Wissen doch so wichtig, um die Hintergründe des Rassismus zu verstehen. Im Verlauf geht Reni Eddo-Lodge darauf ein, wie stark der Rassismus in unseren Strukturen verankert ist. Er ist subtil, oft von uns Weißen gar nicht zu bemerken, tritt in Denkmustern oder der Chancenverteilung auf. Sehr eindrücklich war für mich das Beispiel der Film- und Medienbranche. Warum gibt es einen Aufschrei, wenn Hermine oder James Bond von Schwarzen Schauspielern dargestellt werden sollen? Wieso wird sich darüber empört, dass die Stormtrooper in den neuen Star Wars-Filmen alle weiß sind, zwei der Helden aber Schwarze bzw. PoC sind? Die Antwort ist einfach: Das Menschsein wird von uns ganz selbstverständlich mit Weißsein in Verbindung gebracht. Für mich besonders interessant war auch das Thema Feminismus. Gerade für jemanden wie mich, der sich noch nicht lange mit Feminismus auseinander setzt, war dieses Kapitel extrem wichtig. Denn Feminismus muss Intersektional sein. Wer Feminist*in ist, muss auch gleichzeitig Anti-Rassist*in sein. Hier ist mir beispielsweise auch wieder aufgefallen, dass ich bisher nur feministische Literatur von weißen Autorinnen gelesen habe (bis jetzt). Für mich war dieses Buch ein weiterer kleiner (vielleicht auch etwas größerer) Schritt aus meiner Blase. Es hilft, strukturellen Rassismus besser zu erkennen - und nur was man erkennt, kann man verändern. Da hilft es vor allem auch nicht, keine Hautfarbe zu sehen. "Wir müssen Rassismus als strukturell sehen, um seine Heimtücke zu erkennen. Wir müssen sehen, wie er wie giftiges Gas in alles strömt." Ich möchte euch daher bitten, dieses Buch zu lesen. Es ist großartig!

zurück nach oben