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elena_liest

Posted on 30.4.2020

'“Nur die Dummheit verlangt nach einem Abschluss“, schrieb Flaubert. Das lässt sich am besten daran erkennen, dass der Dumme im Streit stets das letzte Wort haben will.' - Amélie Nothomb in "Klopf an dein Herz" Diane hat es seit dem Tag ihrer Geburt nicht leicht: ihre Mutter lehnt sie ab, schlimmer noch, sie ist eifersüchtig auf das Baby. Jeden Tag muss Diane mit der Gefühlskälte der Mutter ihr gegenüber umgehen und dabei zusehen, wie sie ihre Geschwister herzt, liebt und ihr vorzieht. Doch trotz dieser Widrigkeiten entwickelt sie sich zu einer starken Persönlichkeit und studiert Medizin mit Schwerpunkt auf Kardiologie - doch auch hier bekommt sie es wieder mit Menschlichen Abgründen zu tun... Ich bin einfach überwältigt, wie viel Story, wie viele Gefühle, wie viele Facetten in diesem nur etwa 150 Seiten umfassenden Buch stecken. Amélie Nothomb schafft es, in die Kürze auch wirklich Würze zu legen und ergründet in "Klopf an dein Herz" die verschiedensten Arten von Liebe: die (unerwiderte) Liebe eines Kindes zu seiner Mutter, die von Nothomb so bezeichnete "Affenliebe", die das Kind erdrückt, die vergötternde Liebe zum Ehepartner, die die Augen vor der Realität verschließt, die Liebe in Freundschaften, die Liebe zu vermeintlichen Vorbildern. Jeder Satz der Autorin war perfekt gesetzt, jedes Wort hatte Gewicht, es gab keine unnötigen Füllsätze, alles hatte seinen Sinn. Mich hat sie damit sehr begeistert. Die Protagonistin Diane ist eine wirklich tolle Persönlichkeit, die viel Rückgrat beweist und trotz vieler Enttäuschungen nie den Glauben in die Menschheit verliert. Ich bezweifle zwar, dass es in der Realität tatsächlich Menschen gibt, die sich trotz solch widriger Umständer so gut entwickeln, in Romanen finde ich eine solch überspitzte Darstellung aber super. Zudem war das Buch auch sehr spannend. Die ganze Zeit über hatte ich als Leserin ein ungutes Gefühl, es lief mir oft eiskalt den Rücken runter und man rechnete auf jeder Seite mit der großen Katastrophe. So muss das sein! Zum Schluss fasst dieses Buch ein Zitat von Franz Grillparzer gut zusammen: "Eifersucht ist die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft." Von mir gibt es volle 5 Sterne.

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