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elena_liest

Posted on 18.4.2020

"Selbst wenn Frauen Gehör finden, müssen es die richtigen Frauen sein, damit man ihnen zuhört. Weiße Frauen. Reiche Frauen. Schöne Frauen. Junge Frauen. Am besten all das in einem." - Lisa Taddeo in "Three Women - Drei Frauen" Maggie wird mit 17 Jahren von ihrem Lehrer verführt, verurteilt wird er dafür aber nicht. Lina's Mann weigert sich seit Jahren, sie zu küssen und erntet dafür auch noch Verständnis. Sloane schläft Nacht für Nacht mit anderen Männern, weil das ihren Mann anmacht. Wie kann das sein? Mit diesem wie und warum setzt sich Lisa Taddeo in "Three Women - Drei Frauen" auseinander. Sie hat für ihr Buch 8 Jahre lang drei Frauen begleitet, hat teilweise in ihren Heimatstädten gewohnt, tausende Interviews und Gespräche geführt, tausende Textnachrichten geschrieben. Heraus kam für mich ein Buch, das mich emotional sehr berührt hat, vielleicht aber nicht ganz auf die Weise, die die Autorin beabsichtigt hat. In einer Beschreibung des Buches habe ich gelesen, dass die drei Frauen "aufbegehren". Und genau da liegt mein Problem - so richtig aufbegehrt haben sie nämlich nicht. Auch habe ich gelesen, die drei Frauen hätten "ihre eigene Lust entdeckt und erfahren, was es bedeutet, wahrhaft zu lieben" - auch das habe ich im Buch nicht wirklich herauslesen können. Ich habe von Abhängigkeit gelesen, von dem Mantra "Hauptsache nicht Single", von Frauen, die für das Objekt ihrer Begierde (den Mann) alles tun würden. Wenn das Buch also zeigen möchte, was das weibliche Begehren ausmacht, ist es ziemlich weit am Ziel vorbeigeschossen. Aber gelernt habe ich trotzdem etwas, nämlich dass es gar nicht so einfach ist, sich aus einer toxischen Beziehung zu befreien. Dass es sehr viel Kraft braucht, gegen das Schicksal anzukämpfen und man trotz dieser Anstrengungen scheitern kann. Dass es weh tut, wenn Frauen anderen Frauen Steine in den Weg legen, sie verurteilen, nicht hinter ihnen stehen. Denn wie Lisa Taddeo so schön schreibt: "Frauen sollten sich nicht gegenseitig verurteilen, solange sie nicht durch das Feuer der anderen gegangen sind." Ich denke, das sollten wir uns alle verinnerlichen. Ich kann das Buch nicht uneingeschränkt empfehleb, dafür bin ich zu zwiegespalten. Trotzdem ist es für mich ein wichtiges Buch, das mich sehr mitgenommen hat und mich nach wie vor in meinen Gedanken begleitet. Ich vergebe 3 / 5 ⭐.

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