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elena_liest

Posted on 20.4.2021

Nas und Nushin sind Schwestern, Freundinnen und Verbündete, sie erzählen einander alles und haben keine Geheimnisse voreinander - das dachte Nas zumindest. Bis die Polizei vor ihrer Tür steht und ihr sagt, dass ihre Schwester tot ist, gestorben bei einem tragischen Autounfall. Doch das kann Nas nicht so einfach hinnehmen, sie glaubt nicht an einen Unfall. Für Nasrin steht das Leben jetzt Kopf: sie muss sich um ihre Nicht kümmern - und die wahren Umstände des Todes ihrer Schwester herausfinden... Ich habe bei "Ministerium der Träume" von Hengameh Yaghoobifarah vieles erwartet - das was ich bekommen habe dann aber doch eher nicht. Denn der Roman mutet an sehr vielen Stellen wie ein Krimi an, was bei der Inhaltsbeschreibung doch gar nicht so abwegig erscheint. Was mich überrascht hat ist der dann doch fehlende Biss, der fehlende Tiefgang und das fehlende Nachbohren. Vielmehr ist das Buch an vielen Stellen lustig bis schrullig abgedreht, was für mich nicht ganz in die Story gepasst hat. Hengameh Yaghoobifarah packt in ihren Roman viele Themen: Rechtsterrorismus, Rassismus, Sexismus, Klassismus, Depressionen und generationenüberschreitende Traumata. Das hört sich jetzt erst mal großartig an, der Ansatz der*s Autor*in, wie sie die Themen in "Ministerium der Träume" verarbeitet hat, ist aber in meinen Augen nicht so ganz gelungen. Der Roman wirkt an vielen Stellen sehr überladen, kaum ein Thema wird richtig vertieft. Was mich am meisten gestört hat waren die vielen Klischees, die Hengameh Yaghoobifarah in ihr Buch einbaut. Gerade hier hätte ich das nicht erwartet. Das hört sich jetzt alles sehr negativ an, was dem Buch dann auch wieder nicht gerecht wird. Es lässt sich nämlich echt toll lesen, die Charaktere fand ich herzerwärmend und ich musste bei den Sprüchen von Nas, Parvin & Co. oft schmunzeln. Das bringt mich auch zu einem weiteren Pluspunkt des Romans: Yaghoobifarah nutzt Slang - fand ich großartig! Literatur muss nicht immer in diesem hochgestochenen Deutsch gehalten sein finde ich, ich habe den Schreibstil hier als sehr sympathisch empfunden. "Ministerium der Träume" lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits finde ich es toll, dass queere Protagonist*innen und all die oben genannten Themen endlich auch Einzug in die Literaturwelt halten können. Andererseits fand ich das Buch aber auch einfach viel zu klischeebehaftet und üppig. Ich denke "solala" trifft es hier wohl am besten.

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