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elena_liest

Posted on 5.4.2021

"... mir graut davor, dass nun ein Vorher normalisiert wird, das gar nie normal war, nur weil wir gesehen haben, wie schlimm es auch sein könnte. Es irritiert mich, mit welcher Selbstverständlichkeit Journalist*innen und Politiker*innen von back to normal reden." Nina Kunz, "Ich denk, ich denk zu viel" "Ich denk, ich denk zu viel" - jap, genau das beschreibt mich die meiste Zeit ziemlich gut. Ich zerdenke, ich grüble, ich spiele Szenarien im Kopf durch. Das ist häufig anstrengend bis bizarr in den Wahnsinn treibend. Umso schöner, so ein Buch in den Händen zu halten von einer Autorin, der es genauso geht, die sich über ähnliche Themen den Kopf zerbricht und das dann auch noch so wunderbar in Textform bringt. In 30 Texten, Kolumnen und Essays spricht Nina Kunz unter anderem über Arbeit, die Corona-Pandemie, Social Media, Studium und Patriarchat. Alles immer in wunderbar pointierten Sätzen und mit einem leicht zugänglichen Stil, bei dem es mir nie schwer fiel, ihren Gedanken zu folgen. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin uns Leser*innen so viel weiterführende Literatur empfiehlt. Unter anderem bespricht sie in einem ihrer Texte kurz und knackig die für sie 10 wichtigsten feministischen Bücher der letzten Jahre, um der Frage auf den Grund zu gehen, was der heutige Feminismus eigentlich will - und ob er sich irgendwo auf der Strecke verzettelt hat. Das fand ich einfach grandios (wenn auch etwas gefährlich: ich sollte unbedingt aufhören, dauernd Bücher zu lesen, in denen andere Bücher empfohlen werden - mein Bücherregal ächzt schon unter der Last). Ich konnte mich nicht mit allen Themen des Buches identifizieren. Das muss ich aber auch nicht, es hat mir trotzdem wirklich sehr gut gefallen. "Ich denk, ich denk zu viel" fühlt sich an wie ein Gedankenaustausch mit einer Freundin - ein perfektes Buch für Zeiten wie diese!

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