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buechertraeume

Posted on 9.2.2020

Ich habe das Buch gemeinsam mit einer Freundin gelesen und ich bin froh darüber, denn sonst hätte ich wahrscheinlich aufgegeben. Nachdem das Buch und die Autorin so viel positive Resonanz erhalten haben, habe ich mir eigentlich gedacht: Das wird bestimmt gut. Leider muss ich im Nachhinein sagen, das Buch war von der ersten bis zur letzen Seite einfach nicht mein Ding. Ich habe mehrere große Probleme mit dem Buch, eins davon ist die Tatsache, dass man von einem Klischee ins nächste stolpert. Jeder Charakter hat ein Klischee oder eine Rolle zugewiesen bekommen und sich somit auch nur innerhalb von Klischees entwickelt. Das hat das Buch vorhersehbar gemacht und bei mir zu viel Augenrollen geführt. Ein paar Beispiele: Jasmine ist das beliebte und wunderschöne Mädchen, talentiert und extrovertiert, sie kommt in der Schule gut zurecht, zuhause allerdings wird sie gezwungen den Traum ihrer Mutter zu leben und weil sie geliebt werden will, tut sie natürlich alles was ihre Mutter verlangt Jasmines Mutter ist der Möchtegern-Popstar, ihre große Karriere scheiterte angeblich daran, dass sie mit Jasmine schwanger wurde und nun projiziert sie all ihre Karriereträume auf ihre Tochter – unter dem Vorwand ihr ein besseres Leben ermöglichen zu wollen. Sie schenkt ihrer Tochter nur Kritik und die Kälte ihrer Enttäuschung, aber keine Liebe Elliott ist der schüchterne Junge, der stottert und wenig attraktiv ist, in der Schule bleibt er für sich und wird vom großen, bösen Todd schikaniert. Nach einem einschneidenden Erlebnis beschließt er, dass er stark werden muss und dass das alles ist was im Leben zählt und wird so zum heißen, durchtrainierten Bad Boy mit düsterer Vergangenheit, den natürlich nur die Liebe der richtigen Frau retten kann TJ ist im Verlauf des Buches sowohl für Elliott als auch für Jasmine ein Mentor was Leben und Musik angeht. Seine Aufgabe besteht eigentlich hauptsächlich daraus, die großen Fragen der beiden mit irgendwelchen Kalendersprüchen zu beantworten Kommt euch alles irgendwie bekannt vor? Ja, mir auch. Jede Entwicklung jedes Charakters entsprach voll und ganz dem Klischee aus dem er oder sie geboren wurde. Elliott hat sogar gleich zwei Klischeerollen abgearbeitet. Die einzige, die für mich trotz ihrer Rolle als beschützende große Schwester und Feministin, ein bisschen mehr Farbe bekommen hat als ihr Klischee, war Katie, Elliotts ältere Schwester. Auch der Handlungsverlauf der Story war nicht wirklich überraschend. Noch negativer als das, sind mir aber die Momente aufgefallen, in denen die Autorin mit allen Mitteln schockieren wollte. (Wenn ihr das Buch noch ungespoilert lesen möchtet, springt jetzte bitte zum nächsten Absatz.) Ich meine damit vor allem die Szene in der Elliott mit Pferdemist beworfen wurde, den Tod seiner Schwester und auch den Schlaganfall von TJ. Ich hatte in allen drei Fällen vor allem das Gefühl, dass sie dazu dienten, die Beziehung zwischen Jasmine und Elliott zu verändern. So wurde Katies Tod benutzt, um sie zu trennen und TJs Schlaganfall hat sie quasi gezwungen, sich einander wieder zu nähern. Ich habe kein Problem damit, wenn Themen wie Mobbing, Tod und Krankheit in New Adult Büchern angesprochen werden, allerdings sollten sie nicht bloß Katalysator für eine Geschichte sein, sondern mit Respekt und Feingefühl angegangen werden. Weder das Cover noch der Klappentext lassen darauf schließen, dass einen in dieser Geschichte Missbrauch, Gewalt, Mord und angedeutete Tierquälerei erwarten. Obwohl ich mich selbst nicht getriggert gefühlt habe und das ganze eher genervt hingenommen habe, bin ich überzeugt davon, dass eine Warnung mehr als angebracht gewesen wäre. Auch die Beziehung zwischen Jasmine und Elliott hat mich nicht ins Schwärmen gebracht, denn sie war genau das, was man aus ihren Klischeerollen bereits herauslesen kann. Es gab zu Beginn der Geschichte ein paar Momente, die irgendwie noch ganz niedlich waren, aber als sie sich als Erwachsene wiedertreffen und alle beginnen zu betonen, wie perfekt die beiden füreinander sind, konnte ich mal wieder nur mit den Augen rollen. Auch dass Elliott den Sturm in Jasmines Augen erst sieht, als sie sturzbetrunken ist, hat mir einfach nicht gefallen. Die große Botschaft hinter diesem Buch ist wohl: Liebe holt einen aus jedem finsteren Tal und heilt alle Wunden. Die Geschichte suggeriert in meinen Augen, dass man nur den richtigen Menschen finden müsse und schon lösen sich alle Probleme nach und nach in Luft auf. Ich will nicht bestreiten, dass Liebe, egal, ob von Freunden, der Familie oder vom Partner viel Kraft, Glück und Zuversicht schenken kann, aber ich wehre mich gegen das Bild von Liebe als Allheilmittel für jeden seelischen Schmerz. Daher kann ich auch die Botschaft und das damit verbundene Ende der Geschichte nur als ein einziges großes Lovestory-Klischee abtun. Die Emotionen der Story sind bei mir einfach nicht hängen geblieben. Als letzte möchte ich noch auf den Schreibstil von Brittany C. Cherry zu sprechen kommen, der in vielen Rezensionen gelobt wurde (zumindest in denen, die mir begegnet sind). Auch hier hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Der Satzbau war nicht verschachtelt oder übertrieben poetisch, weswegen man das Buch sehr schnell lesen konnte. Allerdings hat der Schreibstil auf mich insgesamt einen unreifen Eindruck gemacht. Viele Aussagen, die eigentlich einen schönen Inhalt hatten, haben sich erzwungen angefühlt, so als wollte die Autorin in dem Moment unbedingt etwas poetisches oder bedeutungsvolles sagen, das ich mir als Leser ausdrucken und an die Wand hängen soll. Zudem ist mir auch die vulgäre Ausdrucksweise eines Charakters negativ aufgefallen. Wahrscheinlich sollte das noch verdeutlichen, dass dieser Typ unreif und absolut fies ist. Wirklich sehr subtil (Achtung, Sarkasmus!). Ich möchte grundsätzlich niemandem davon abraten dieses Buch zu lesen, denn Isa und ich stehen mit unserer Meinung eindeutig auf Seiten der Minderheit. Ich freue mich sogar, wenn ihr das Buch lest oder gelesen habt und es positiv bewertet, weil es einfach toll ist wenn Bücher jemanden begeistern können. Für mich trifft das in diesem Fall nur einfach nicht zu. Meine Warnung geht an diejenigen, die sich mit oben genannten Themen (Krankheit, Tod/Mord, Gewalt, etc.) in Büchern nicht wohlfühlen, auch wenn es sich nur um einzelne Szenen handelt: Lasst euch nicht von dem schönen, unschuldigen Cover täuschen, dieses Buch hat definitiv düstere Seiten.

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