morningside
Für mich war es das erste Buch von Frau Freitag - wohl habe ich schon eines ihrer Kollegin und Freundin Frl. Krise gelesen, das mir sehr gut gefallen hatte und irgendwie auch sehr ähnlich anmutet. Um es vorweg zu sagen: Das Buch ist unterhaltsame Lektüre und durch seine kurzen Kapitel hervorragend für zwischendurch geeignet - Busfahrten, Wartezimmer oder einfach als Klobuch. Was mir jedoch etwas den Spaß getrübt hat, ist der Handlungsstrang des Buches. Erwartet hatte ich ein Buch, das sich um die schulischen Begebenheiten ihrer Klasse dreht. Allerdings steht bei diesem Buch nicht ihre Schulklasse, sondern sie selbst im Zentrum des Geschehens. Es liest sich etwas wie das Tagebuch einer Frau, die rein zufällig auch Lehrerin ist. Bis zur Hälfte des Buches empfand ich das sogar als ausgesprochen störend - frei nach dem Motto "Thema verfehlt - setzen!". Immer wieder ein Stöhnen, dass sie wieder in die "doofe Achte" musste - was sie für Pläne machte, um diese doofe Achte "loszuwerden". Wie einfach es letzten Endes war, sie nach diesem Jahr endlich nicht mehr unterrichten zu müssen. Oder der neue Schüler... "Der muss weg!" Auch hier fast schon intrigantes Pläneschmieden, um einen Schüler von der Schule oder zumindest aus der von ihr zu unterrichtenden Klasse zu bekommen. Wenige Kapitel weiter dann das große Erstaunen: "So schlimm ist er ja gar nicht...". Ein wenig ist natürlich immer nachvollziehbar, wo sie der Schuh drückt. Aber es war mir oft ein wenig viel Kreisen um sich selbst. Nach etwa der Hälfte konnte ich ein wenig Frieden mit ihr schließen, denn zumindest ansatzweise schimmerte durch, dass sie diesen Job nicht nur wegen der vielen Ferien gewählt hat. Obwohl sie dies immer wieder - sogar im letzten Kapitel des Buches - betont hat. Frei nach dem Tenor: Gibt es einen schöneren Beruf als meinen? So viele Ferien und das wunderbare Gefühl am letzten Schultag! Tut mir leid das sagen zu müssen, aber ich war enttäuscht vom Inhalt - nicht von ihrem Schreibstil, der prima zu lesen ist. Auch geschmunzelt habe ich viel und 2 oder 3mal sogar laut lachen müssen. Aber mir fehlte hier das Gefühl, das bei Frl. Krise so deutlich rüber kam: Die Liebe zum Beruf und nicht zuletzt auch zu den Kindern ihrer Schule. Bei Frau Freitag hatte ich ständig das Gefühl, es handele sich um lauter kleine Hindernisse auf dem Weg zum nächsten Wochenende. Eigentlich sehr schade! Als Mutter 3er Kinder musste ich beim Kapitel über das neue Englisch-Workbook grinsen. Wie erbost sie doch war, dass dort Kleinigkeiten geändert wurden im Buch und sie alle seit Jahren verwendeten Arbeitsblätter umschreiben musste, statt einfach wie jedes Jahr kopieren zu können. Genau solche Lehrkräfte waren auch überwiegend in unserer Schule, die seit zig Jahren die gleichen Arbeitsblätter verteilten und etwaige Änderungen mit TippEx handschriftlich vornahmen. Da habe ich mich beim lesen, ehrlich gesagt, ein bisschen über die Notwendigkeit neuer Arbeitsblätter gefreut.