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frauschafski

Posted on 9.2.2020

Evolution 2.0 Was wäre, wenn die Menschheit den nächsten Evolutionssprung machte und der neue, höher entwickelte Mensch mitten unter uns lebte? Diese Frage bildet den Hintergrund für die Geschehnisse in diesem Roman. Im Kongo ist bei einem im Urwald lebenden Pygmäenstamm ein Kind geboren worden, welches über einen weit höher entwickelten Verstand verfügt als der Homo Sapiens. Doch das Kind wird nicht als Geschenk, sondern als Bedrohung empfunden und soll eliminiert werden. Mission Nemesis beginnt und nimmt einen anderen Verlauf, als es sich die Auftraggeber je erträumt hätten. Katzuaki Takano nutzt seinen Roman, um eine vermutlich wissenschaftlich gut recherchierte und fundierte Theorie anhand des Erzählverlaufes durchzuspielen. Das ist streckenweise eine große Herausforderung für den Leser, der sich nicht nur mit politischem und soziologischem, sondern auch chemischem und biologischem Fachjargon auseinandersetzen muss. Auf dieser Basis erscheint die Handlung jedoch rational nachvollziehbar und wird dadurch umso erschreckend realistischer. Leider verwendet der Autor für seine Figuren allzu klischeehafte Hülsen, die keine charakterliche Tiefe entwickeln. Vom militärisch hoch ausgebildeten Söldner über den korrupten und skrupellosen Politiker bis hin zum unscheinbaren Genie ist hier alles vertreten. Die Figuren handeln ganz nach den ihnen übergestülpten Hülsen und vermögen es daher nur wenig Überraschendes zu bieten. Andererseits erweist sich der Roman gerade wegen dieser schablonenhaften Figuren als hervorragendes Experiment, in dem die einzelnen Bestandteile sich ganz wie in einer chemischen Reaktion vorhersehbar verhalten. Und schließlich formuliert der Autor unwissentlich aktuell ganz brisante Gedanken, indem er schreibt: "Die Menschen begreifen nicht, dass das, was sie nach 'Rassen' unterscheiden, ein und derselben Spezies angehört. Sie betrachten Hautfarbe, Nationalität oder Religion, sogar Kleingruppen wie Familien und Regionalbevölkerung als Unterscheidungsmerkmale. Individuen anderer Gruppen werden feindselig angesehen, als gehörten sie zu einer anderen Spezies."

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