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frauschafski

Posted on 9.2.2020

Ein Leben für den Konbini Einmal mehr eröffnet dieses Büchlein einen faszinierenden Einblick in die japanische Gesellschaft. Diese Mal im Gewand eines sogenannten Konbini, ein 24-Stunden-Supermarkt. Dort ist Keiko Furukawa Aushilfe. Seit 18 Jahren bildet der Laden ihren zentralen Lebensinhalt. Denn Keiko hat Schwierigkeiten, sich in soziale Umgebungen einzufügen, versteht die Regeln und Konventionen gesellschaftlichen Umgangs nicht. Was sie aber versteht, sind die klaren Regeln und Abläufe des Konbini, dessen Ziele und Bedarfe. Umso besser: Er gibt ihr auch Verhaltensanweisungen für ihr Privatleben mit. Pflege dich, schlafe ausreichend, iss gesund, damit du als wertvolle Arbeitskraft dem Konbini nützt. Klingt merkwürdig? Das denken die Personen in Keikos Umfeld auch und beginnen zunehmend, sich in ihre heile Welt einzumischen. Denn gesellschaftliche Konventionen erwarten von ihr, mehr als einen Aushilfsjob in einem Supermarkt auszuüben. Sie erwarten, dass sie heiratet, Kinder bekommt, einer „anständigen“ Arbeit nachgeht. Der Druck, der sich aufbaut, ist immens. Und auch wenn wir uns hier in Japan befinden, wo die gesellschaftlichen Vorgaben extremer scheinen, konnte ich in vielen Punkten Parallelen zu deutschen Konventionen feststellen. Allem voran die Tatsache, dass Menschen generell dazu neigen, sich in das Leben anderer einzumischen und die eigenen Ansichten als die einzig wahren anzusehen. Sich davon zu befreien, war zu allen Zeiten die größte Herausforderung, die ein Individuum leisten kann, und die wenigsten schaffen es. Fazit: Auch wenn dieses gesellschaftliche Lehrstück spannend war, ist es mir insgesamt etwas zu kurz geraten. Insbesondere das Ende war mir zu schnell abgehandelt, hier hätte es der Geschichte gut getan, noch etwas weiter zu denken. Alles in allem mehr eine Novelle, als ein Roman, ganz nett zu lesen.

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