renee
Sprachkunst Was ist das, was ich gestern gelesen habe? Ich kann das immer noch nicht so recht definieren. Verstörend und eindringlich, eigenartig und surreal, und bisher einzigartig für mich. Einerseits, um beim Grundthema zu bleiben, handelt es sich um ein vergewaltigtes Mädchen, welches verstört nach Hause irrt, um sich zu reinigen und zu heilen. Physisch und psychisch. Und versucht diesen Übergriff zu verarbeiten. Sie möchte nicht das Opfer sein, möchte weiterleben und findet für sich einen Weg. Einen recht drastischen Weg. Aber vielleicht möchte die Autorin damit zeigen, dass man gegen die Monster im eigenen Kopf kämpfen muss. Vielleicht?!? Andererseits ist die Geschichte nicht nur im Realen gehalten. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantastik zerfließen in diesem Buch und machen es dadurch auch zu etwas Besonderem. Fast alle Charaktere im Buch können anderen Daseinsformen zugeordnet werden, verlieren ihre Menschlichkeit, verlieren ihre Formen/ihre Festigkeit, gleiten ab. Vielleicht auch ein Stilmittel, um zu zeigen was passieren kann, wenn man einem Trauma ausgesetzt ist, welches das Leben verändert, die festen Größen des eigenen Lebens verschwimmen. Aber das ist nur eine eigene Vermutung. Und wiederum haben wir diese besondere Sprache. Man kann schon sagen diese Sprachkunst. Dieses Spiel mit den Wörtern, dieses Spiel mit dem Klang und dem Sinn. Herrlich. Dafür ein besonderes Lob an die Verfasserin Emma Gloss und ein besonders großes Lob ebenso an die Übersetzerin Sabine Kray. Eine Meisterleistung. Chapeau.