renee
Freundschaft und Leben und Veränderung Claire Messud schreibt in diesem Buch über das Thema Freundschaft, genauer gesagt über die Mädchenfreundschaft zwischen Cassie und Julia. In ihrer Kindheit leben sie ganz eng zusammen, empfinden sich wie Schwestern, nichts geht ohneeinander. Eine ganz enge Mädchenfreundschaft eben. Und dann passiert das Leben. Die Mädchen werden älter, die Interessen verändern sich, die Blickwinkel verändern sich, die Wichtigkeiten verändern sich. Ohne das direkt irgendetwas passiert wandeln sich die Beiden, sie werden reifer und erwachsener und beide sehen auch Dinge, die sie voneinander trennen, darüber entstehen auch latente Aggressionen, schlussendlich verletzen sie einander auch. Und schließlich gehen sie auf Abstand zueinander. Aber dieses Verlassenwerden tut trotzdem weh. Aber sie zeigen der Umgebung nicht ihre wahren Gefühle, werden verschlossener und erwachsener, lernen zu schauspielern. Und ab da verändert sich das Buch noch etwas für mich. Erst plätschert es so vor sich hin. Aber mit dem Thema Wahrnehmung der eigenen Umgebung/des eigenen Umfelds und auch der eigenen Darstellung nach außen, gewinnt es für mich an Fahrt. Claire Messud stellt in ihrem Buch die Frage, wieviel davon real ist, was wir von unserer Umgebung/von unseren Mitmenschen wahrnehmen. Was wir wirklich sehen. Selbst wenn wir glauben die Personen sehr genau zu kennen, können uns diese trotzdem erschüttern/erschrecken/schockieren. Wieso geschieht so etwas? Das was wir von Anderen wahrnehmen, ist eine Mischung aus dem, was wir im realen Leben sehen und dem, was wir sehen wollen/wünschen uns zu sehen. Das sind in meinen Augen recht interessante Betrachtungsweisen. Jeder Kriminologe wird dem beipflichten. In einem etwas schrägen Finale greift sie diese Themen auf und erklärt auch die Veränderungen der beiden Protagonistinnen und daraus resultierende Prozesse. Wobei aber auf ein bewusstes Ende verzichtet wird, es wird nur ein eventuelles skizziert, der Leser kann dann selbst entscheiden. Interessantes letztes Drittel. Wäre das ganze Buch so gewesen, wäre es eine Augenweide. Aber der Anfang war für mich schon recht schleppend und zäh. Einen Sog habe ich da kaum wahrgenommen. Erst im letzten Drittel zeigt sich dieser und versöhnt mich wieder mit diesem Buch.