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Fliegen ist schön Dieses Buch ist ein Roman über das Leben eines homosexuellen Mannes. Friedeward Ringeling wurde am 1. September 1933 in Heiligenstadt als Sohn eines frommen Englischlehrers und einer Krankenschwester geboren. Er wuchs mit seinen beiden Geschwistern in einem recht lieblosen Elternhaus auf, dafür werden die Kinder kontrolliert und jede Unerzogenheit der Kinder wird bestraft, die Schwester Magdalena mit einem "Klaps auf den Hintern" oder einer "Kopfnuss", die beiden Brüder Hartwig und Friedeward bekommen schon den Siebenstriemer zu spüren. Die Folge ist, dass die beiden älteren Geschwister ihr Heil außerhalb des Elternhauses suchen. Friedeward ist recht gut in der Schule, sondert sich von den anderen ab, nur ein Junge findet Zugang zu ihm. Wolfgang Zernick, der Sohn des Pastors, ebenso gut in der Schule und ein Sonderling. Beide freunden sich an, werden unzertrennlich, fangen an Gefallen aneinander zu finden. In den Sommerferien fahren Beide mit den Fahrrädern an die Ostsee zum Zelten und da haben sie ihre ersten erotischen Erfahrungen miteinander. Aus Friedeward und Wolfgang werden Friedl und Wölfchen. Doch beide wissen, dass sie sich verstecken müssen, es ist nicht die Zeit für offene homosexuelle Handlungen. Darauf steht noch eine fünfjährige Gefängnisstrafe, eine Gefängnisstrafe für die Liebe ?!?! Sie versuchen es zu verbergen, Friedewards Vater bekommt es trotzdem heraus und sorgt durch Drohungen dafür, dass sich ihre Wege trennen, natürlich nicht ohne seinen siebzehnjährigen Sohn ein weiteres Mal mit dem Siebenstriemer blutig zu schlagen. Friedl und Wölfchen treffen sich später beim Studium in erst Jena/dann Leipzig wieder, hier in Leipzig treffen sie auf das lesbische Paar Jacqueline und Herlinde, und alle vier werden zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, verstecken sich und ihre Neigungen weiter gemeinsam und schützen sich gegenseitig. Weiterhin ist dieser Roman ein guter Blick auf die Geschichte Deutschlands, besonders die Geschichte Leipzigs und seiner Universität und einige Größen dieser schönen Stadt, ein Blick auf die Geschichte Leipzigs bis 1993 führend. Und natürlich ein schöner Blick auf ein verstecktes Leben. Wobei ich mir und hier die Frage stelle, warum sollte sich Liebe verstecken müssen? Dieser Roman ist nicht gefühlsüberbordend geschrieben, fast nüchtern und etwas kühl. Ich hatte erst Angst ob ich Zugang zum Geschehen finden werde. Aber diese Ängste waren unbegründet. Den Zugang fand ich recht schnell und trotz des recht sachlichen Schreibstils berührte mich das Geschilderte tief. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wieso Liebe, das Beste was Menschen anderen Menschen geben können, bestraft wird, weil Bornierte und Kleingeister unter uns das so möchten und gerade diese Liebe verdammen. Das ist einfach nur traurig und leider auch immer noch ein Thema. Die historischen Informationen des Romans fand ich aufschlussreich und interessant. Der Schreibstil entwickelt einen recht hohen Sog, ich hatte es an einem Tag durch und fand das Buch sehr schön.