leseleidenschaft
Die Geschichte geht in die nächste Runde und wie schon heiß ersehnt wendet sich die Autorin, J. R. Ward, endlich den beiden Kriegern Qhuinn und Blay zu. Die gemeinsame Geschichte der zwei Männer begann schon recht früh und der Leser durfte sie beide durch ihre Transition bis hin zu ihren ersten sexuellen Erfahrungen begleiten und doch konnte Qhuinn in all der Zeit niemals über seine Gefühle sprechen, bis Blay und er sich voneinander abwandten und schlussendlich nicht einmal mehr eine einfache Freundschaft möglich war. Aus besten Freunden wurden gar Fremde. Doch wie das Leben so spielt, führt es die Wege vieler Menschen - und Krieger - oftmals wieder zusammen. Es müssen eben nur die Gegebenheiten stimmen. Und was bietet sich da besser an als etwas banales wie die Liebe. Dass die Geschichte der beiden ehemaligen besten Freunde nicht als rasant zu bezeichnen ist, ist beinahe noch meilenweit untertrieben. Sie schleichen, sind langsamer als Schnecken bei einem Schleich-Wettbewerb. Doch das ist der Leser der Black Dagger-Reihe durchaus gewohnt, es hätte sonst niemals so lange gedauert, bis eine gemeinsamer Roman der beiden denkbar gewesen wäre. Schade ist allerdings nur, dass sich Seelenprinz eher weniger mit Blay und Qhuinn befasst als wünschenswert gewesen wäre. Es gibt alles in allem überaus wenige Passagen der Seelenqual und noch weniger gemeinsame Zeit, so dass der Leser eher hinterher lechzt. Doch angefixt sind wir allemal von den beiden Kriegern, das kann man nicht unter den Teppich kehren und auch, wenn im ersten Teil alles sehr langsam vonstatten geht ist es verständlich, dass unsere beiden Helden auch Zeit brauchen sich einander anzunähern und genau das tun sie. Halleluja! Obwohl die Hoffnung auf mehr Qhuinn und mehr Blay und mehr Interaktion zwischen den beiden besteht, haben wir mit Seelenprinz zunächst den ersten Teil eines ganzen in den Hand, das darf auf keinen Fall vergessen werden. Somit sagt der Black Dagger Liebhaber: So muss es sein, so kann es bleiben, anders wäre es nicht authentisch. Was J. R. Ward angeht, so weiß jeder, der ihre Bücher liest, dass sie gerne viele Sichtweisen und Situationen einbringt und hiermit eine gekonnte Abwechslung hinein bringt. Etwas schade ist allerdings, dass zwar auch die Lesser und andere Gruppen ihren Part bekommen - auch wenn dieser hier etwas größer ausfällt - doch alles gesagte und getane sehr nichtssagend scheint. Viel Text, wenig Geschehen und aufkommende Langeweile sind Dinge, die der Leser nicht schätzt. So auch hier. Es fehlt an Spannung, aufreibenden Kämpfen, nervenzerfetzenden Intrigen und lebensbedrohlichen Aktionen - nicht nur seitens der Brüder. Da dies Grundbestandteil der Welt der Back Dagger ist, tut J. R. Ward sich keinen Gefallen damit es dieses Mal etwas zurückzuschrauben. Natürlich ist nicht alles schlecht, auch wenn es bis hierhin nicht sonderlich rosig klingen mag. Es ist die bisher fast unmöglich scheinende Lieber zweier Krieger zueinander, die hier langsam zu einem lodernden Feuer entfacht, so dass es zu einem riesigen Flächenbrand ausartet. Sexuelle Leidenschaft und stürmische Liebe sind nun einmal zwei explosive Komponenten, die das Zusammentreffen der beiden nur umso explosiver gestaltet und J. R. Ward zeigt offen auf, dass auch Homoseualität in einer Welt der Vampirkrieger willkommen ist und nimmt wie immer kein Blatt vor den Mund, wenn es um prekäre Details geht. Genau das, was die Leser schätzen und lieben. Seelenprinz ist der Beginn einer Geschichte, die zwar noch hier und da ein wenig schwächelt, doch macht sie Lust und Hoffnung auf mehr. Es darf jedenfalls nicht vergessen werden, dass was im englischen als eine Geschichte erscheint, in Deutschland in zwei Bände geteilt wird und so werden wir den zweiten Teil dann in Sohn der Dunkelheit lesen dürfen. Ich kann es kaum erwarten!