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Wie lebt man mit seinen Traumata ... Der Protagonist dieses Buches von Monika Held, Heiner Rosseck, hat Auschwitz erfahren müssen, weil er ein Kommunist ist und hat überlebt. Er sagt beim Auschwitz-Prozess gegen seine Peiniger aus und lernt dabei Lena kennen; sie empfinden eine gewisse Anziehung, Neugier und verlieben sich schließlich. Beide erforschen den Anderen. Er ist Österreicher und sie eine Deutsche. Eine aus dem Volk der Täter. Diese simple Tatsache ist für Heiner nicht ganz so einfach. Und neben diesem geistert noch vieles mehr in dem Kopf von Heiner herum. Er versucht damit zu leben, sich seinen Traumata zu stellen und beginnt sich durch die Anwesenheit von Lena und seiner Gefühle für sie zu verändern. Und auch in ihr geschehen Neuerungen, auch Lena versucht zu begreifen, warum Heiner empfindet, was er empfindet und denkt, was er denkt. Dieses ganze Miteinander hat die Autorin für meine Begriffe in eine gute Form gebracht. Ihre Charaktere sind nachvollziehbar gezeichnet und die Empfindungen beider Personen perfekt geschildert. Dabei ist diese Geschichte nicht von Emotionen überfrachtet, vielleicht gerade weil das Grundthema ja kaum in Worte fassbar ist. Gerade deshalb hat sich bei mir eine große Nähe zu beiden Hauptcharakteren eingestellt. Als besonders gelungen empfand ich, dass das Hauptaugenmerk auf der Zeit nach Auschwitz liegt. Wie lebt man nach und mit solchen Erlebnissen? Was für Auswirkungen haben solche Traumata auf Menschen? Natürlich wird auch in Rückblicken über Geschehnisse in Auschwitz berichtet. Und immer, wenn ich so etwas lese, höre und sehe, frage ich mich wie man so etwas anderen Menschen antun kann. Aber Menschen sind Menschen sind Menschen! Der zweite gelungene Teil in diesem Buch war dann eine Reise nach Polen mit einem Blick auf das Geschehen um die Solidarnosc und der Besuch verschiedener Freunde und Überlebender von Auschwitz; und ihre Arten mit dem Erlebten umzugehen. Insgesamt ein für mich sehr gutes Buch mit dem Vermerk: Unbedingt Lesen!!! "Was geschehen ist, ist geschehen, ausgeübt von einem Kulturvolk. Und das es geschehen ist, bedeutet, dass es wieder geschehen kann. Menschen, und zwar kultivierte, kluge Menschen, sind zu Taten fähig, die wir ihnen nicht zugetraut haben. Und wo es irgendein Anzeichen, einen Hauch davon wieder geben könnte, müssen wir eingreifen. Unsere gottverdammte Pflicht nach Auschwitz ist, das niemals zu vergessen. Es bleibt ein ewiges Thema. Ich glaube nicht, dass wir aufhören sollten, uns damit zu beschäftigen." (Auszug aus dem Nachwort von Margarete Mitscherlich aus diesem Buch)