buecher_rauschen
Schon als ich das erste Mal vom Konzept der Reihe "Doors" gehört habe, fand ich es spannend. Eine Geschichte, bei der man als Leser*in selbst über den Fortgang entscheident, indem man einfach zu dem Buch greift, das einen am meisten interessiert. Ich habe mich für das rote "Doors ?" entschieden, vor allem weil ich das 20. Jahrhundert die interessanteste der zur Auswahl stehenden Zeiten fand. Der Anfang ist in allen drei Büchern jedoch zunächst gleich. Auf den ersten rund 80 Seiten werden die Figuren und die Mission eingeführt. Zusätzlich gibt es in der Innenklappe kurze Steckbriefe über die Figuren. Sehr viel mehr erfährt man aber tatsächlich nicht über sie. Das ganze Buch über bleiben die Figuren in Stereotypen verhaftet und entwickeln sich nicht weiter. Die angedeuteten Hintergrundgeschichten bleiben angedeutet und werden nicht weiter ausgearbeitet, als das, was man ohnehin nach den ersten Seiten erahnen kann. Dafür lässt die Handlung aber auch gar keinen Raum. Während am Anfang die Mission noch klar war (nach der verschwundenen Anna-Lena van Dam suchen) verliert die Handlung im Laufe des Buches ihren roten Faden. An sich steht die Suche nach der jungen Frau zwar noch im Vordergrund, aber so wirklich präsent war es auch nicht. Stattdessen gab es unnötige Actionszenen auf beinahe jeder Seite, sodass mir die Spannung gefehlt hat. Ich konnte hier einfach keine konkrete Handlung erkennen, da die Figuren von Ort zu Ort gehetzt sind, ohne dass wirklich etwas passiert ist. Dazu kommt, dass die Welt völlig andes war, als ich erwartet hatte. Ich hatte eine reale Darstellung der Situation im Jahr 1944 erwartet und habe stattdessen eine vollkommen abgeänderte Version erhalten. An sich wäre das nicht schlimm, aber das war alles so furchtbar unlogisch. Mir kam es vor, als hätte der Autor jede Verschwörungstheorie, die er finden konnte, aus dem Hut gezaubert und in seine Welt eingearbeitet. Dazu kommt, dass die Pläne, die vor allem die Protagonisten verfolgen abstrus sind. Der Autor hat hier eine relativ komplizierte Welt erschaffen, an deren Ende er eine sehr einfache Lösung anbietet - sofern man das so nennen kann. Das auf mich ein wenig so gewirkt, als hätte er an dem Buch geschrieben und plötzlich war Abgabetermin und er hatte keine Lust mehr - also hat er einfach ein Ende hingeklatscht, bei dem er sich nicht viel ausdenken musste. Dazu kommt, dass man als Leser*in bis zum Ende noch offene Fragen zu den Türen hat und das Ganze mit jeder Seite verworrener wird. Erschwert wird das von den vielen Perspektivwechseln, die zwischen dem Suchtrupp, Anna-Lena van Dam und ihrem Vater Walter van Dam hin- und herspringen. Das waren schlicht zu viele Perspektiven für zu wenige Seiten. Die mangelnde Tiefe der Figuren und die abstruse Handlung samt dem unlogischen Worldbuilding wären an sich schon nicht sonderlich überragend. Gekrönt wird das Ganze aber von einem Schreibstil, der mir persönlich überhaupt nicht zugesagt hat. Der Erzähler springt von einer Person zur nächsten, und das häufig inmitten eines Absatzes. Allerdings trägt das nicht dazu bei, dass man mehr über die Personen erfährt, vielmehr blieb immer eine Distanz. Außerdem erklärt der Autor die Handlung bzw. Gedankengänge seiner Figuren häufig doppelt. Ich habe mich da gefragt, warum das nötig ist. Hat er so wenig Vertrauen in seine Leser*innen oder seinen Schreibstil, dass er glaubt, man würde es nicht auf Anhieb verstehen? Ein Beispiel: "Was macht Sie als Geologe eigentlich so besonders, dass Sie unser Anführer sind?" Dana lächelte kühl. Sie stellte Friedemanns Führungsqualitäten infrage..." (S.43) Dass sie seine Führungsqualitäten infrage stellt, wurde bereits durch die Frage deutlich. Hier braucht es meiner Meinung nach keine weitere Erklärung, dass sie genau das tut. Insgesamt hat mich "Doors ?" wahnsinnig enttäuscht. Ich habe - vor allem nachdem ich schon viel gutes über Markus Heitzt gehört hatte - eine originelle und spannende Geschichte erwartet. Bekommen habe ich eine abstruse Geschichte mit austauschbaren Charakteren und einem schrecklichen Schreibstil.