Mina
Das Buch hat nach einem wundervollen Winterliebesroman geklungen, weshalb ich das Buch gerne lesen wollte und auch das Cover konnte mich überzeugen. Die Dänin Clara kommt in das kleine englische Dorf Yulethorpe und muss erschreckend feststellen, dass die Besitzerin Louisa ihren Spielwarengeschäft schließen möchte. Da in diesem kleinen englischen Dorf bereits unzählige andere Läden vorher geschlossen haben und Yulethorpe immer verlassener wird, beschließt Clara zu helfen und übernimmt kurzerhand den Laden. Joe, Louisas Sohn und beschäftigter Geschäftsmann in London, ist damit nicht einverstanden. Wieso sollte jemand helfen ohne wirkliche Gegenleistung zu wollen? Was steckt dahinter? Als Clara und Joe sich zum ersten Mal begegnen, treffen zwei komplett verschiedene Welten aufeinander und Clara versucht ihn zu überzeugen, dass das Leben mehr als aus strikter Routine besteht. Clara ist ein sehr friedfertiger Mensch und schätzt auch kleine banale Dinge. Sie genießt wirklich jeden Moment ohne sich schon Sorgen um die Zukunft zu machen. Joe ist hingegen der totale Großstadtmensch. Immer muss er erreichbar sein und sich auf seinen Job konzentrieren. Alles muss strikt nach Zeitplan verlaufen. Sonst stürzt alles zusammen. Daher kann er Claras Lebensweise auch kaum verstehen und denkt die ganze Zeit , dass sie was im Schulde führt und sich den Laden seiner Mutter unter den Nagel reißen wird, denn kein Mensch ist so nett und hilft einfach mal so aus, oder? Clara will ihm natürlich beibringen, dass das Leben nicht nur aus Geld und Business besteht und ich empfand es als sehr authentisch, dass Joe sich erst Schritt für Schritt darauf eingelassen hat und nicht gleich am Anfang. Clara überflutet ihn auch nicht sofort mit ihrer "Hygge"-Sache, sondern zeigt ihm langsam, was das Leben so besonders macht und wieso man jeden Moment leben sollte. Ich empfand das Tempo als sehr angenehm, nur hat sich das Buch insgesamt etwas in die Länge gezogen. Ich kann nicht genau erklären wieso, denn wenn das Buch kürzer wäre, wäre das Tempo nicht mehr passend. Mir hat die Atmosphäre des Buches sehr gut gefallen. Es war immer ehr ruhig und auch gemütlich. Perfekte Stimmung für den Herbst bzw. Winter oder allgemein Regenwetter. Das Buch ist in der 3. Person und abwechselnd von Claras und Joe Sicht geschrieben. Ich habe allgemein nichts dagegen, wenn aus der 3. Person geschrieben wird, vor allem wenn das Buch aus mehreren Sichten geschrieben wird, aber hier war es so, dass am Anfang des Kapitels, also da wo die neue Sicht beginnt, mit einem Pronomen eingestiegen wird, also anstatt "Clara las...", "Sie las..." und das hat mich teilweise aus dem Konzept gebracht, weil im vorherigen Kapitel z.B aus der Sicht von Joe geschrieben wurde und da ein anderer weiblicher Charakter aufgetaucht ist. Aus diesem Grund habe ich oft gedacht, dass dann von der Person die Rede ist, obwohl das gar nicht so war und ich selber auch oftmals verwirrt war. Es wäre vielleicht hilfreicher gewesen, wenn am Anfang der Kapitel stehen würde, aus welcher Sicht jetzt erzählt wird. Zwischendurch kommen am Ende der Kapitel manchmal Nachrichten von Louisa, der eigentlichen Besitzerin des Spielzeugladens, und diese Nachrichten waren an den Pub-Besitzer Gavin gerichtet. Die Nachrichten werden durch die Spieleapp Scrabble geschickt, weshalb in diesen Nachrichten auch gelegentlich Erwähnungen zum Spiel fallen. Man kann dadurch auch gut Louisas Reaktion zu Claras Aktionen rauslesen. Was mir noch unklar ist, sind einige Stellen von Claras Vergangenheit. Es fallen immer wieder kleine Andeutungen auf ihre Vergangenheit und erst relativ am Ende erfährt man mehr und mehr. Nur gab es auf einige Hinweise keine richtige Auflösung und diese ganze Auflösung kam mir irgendwie zu plötzlich. Es wurden die ganze Zeit nur ein paar Puzzleteile im Laufe des Buches gegeben und am Ende, bam, alles raugehauen. Das erschien mir doch etwas unpassend. Fazit: Ein herzerwägender Roman für zwischendurch und besonders geeignet für die Winterzeit. Im Buch herrscht eine wunderbare gemütliche Atmosphäre bzw. "Hygge" wie man in Dänemark sagen würde. ich könnte mir vorstellen, dass man das Buch am besten eingewickelt in einer Decke mit Tee vor dem Kamin lesen sollte. Es würde die Wirkung des Buches mehr entfalten. Von mir bekommt das Buch 3 von 5 Sternen.