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ms.unreliable

Posted on 8.2.2020

Der Raubzug des Phönix ist für mich eine Dystopie mit allem, was man sich wünschen kann. Zu Beginn werden viele Charaktere eingeführt, wobei ich keine Probleme hatte den Überblick zu behalten. Außerdem gibt es bevor die Geschichte beginnt eine schöne Übersicht über die wichtigsten Leute in Haydens Familie. Jedem einzelnen davon und auch denen, die später noch dazukommen, hat der Autor pures Leben eingehaucht. Durch die Beschreibungen und Eigenarten, die jedem Charakter zugeschrieben wurden, wirken sie alle zum Greifen nah. Wie im echten Leben hat jeder von ihnen seine eigene Art zu sprechen, die man im Buch ganz klar voneinander unterscheiden kann. Besonders die fünfzehnjährige Hayden hat mich überrascht, da sie eine der wenigen Figuren in dem Alter ist, von der ich nicht total genervt war. Sie hat sich angemessen für ihr Alter verhalten, manchmal naiv, aufbrausend, weinerlich und trotzdem absolut liebenswert. Die Entwicklung, die sie durch neue Bekanntschaften und viele schreckliche, aber auch schöne Erlebnisse durchmacht, war durchweg authentisch und es war einfach schön, das mitzuverfolgen. Auch das World Building war fantastisch. Anfangs erfährt man nicht viel und kann vieles nur erahnen, jedoch lernt der Leser die Welt genau so kennen, wie Hayden sie erlebt. Die vielen Geheimnisse um die Stadt und die Raubzüge lüftet der Leser mit Hayden an seiner Seite und auch, wenn am Ende noch einige Fragen im Kopf bleiben: Es ist eine Trilogie und Band 2 und 3 werden bestimmt noch einiges aufdecken. Mit jeder neuen Information, die man dazugewinnt, kommt das Gefühl dafür, wie tief die ganze Sache wirklich geht. Dadurch, dass man Hayden auf ihrer Reise begleitet und genauso viel weiß wie sie, habe ich in jedem Moment auch die gleiche Angst verspürt, mit ihr getrauert, geweint, neuen Mut dazugewonnen, neue Freunde gefunden und noch vieles mehr. Zu der schon sehr guten Grundidee der Geschichte, glänzt D. B. Granzow mit seinem Schreibstil. Neben den fantastischen Beschreibungen, durch die man das Gefühl hat, gerade selber die Schwielen an seinen Händen zu fühlen, weil man einen schweren Wassereimer durch die Gegend schleppt, wie Hayden es tut, sind viele wunderschöne Zitate versteckt, die einen zum nachdenken anregen und die man am liebsten sofort mit 100 kleinen Post-It’s markieren möchte. Ein weiterer Punkt, der mir persönlich sehr gut gefallen hat, war die Aufteilung des Buches. Neben den üblichen Kapiteln gibt es 3 große Abschnitte, die jeweils mit der passenden Überschrift und dazu mit einer “Weisheit der Siedlung” gekennzeichnet sind. So stehen nicht nur die Stadt und der Raubzug selbst im Vordergrund, sondern auch das Leben in der Siedlung und Haydens Reise auf dem Weg zur Raubnacht machen einen großen Teil der Geschichte aus. Ich fand diese Gliederung einfach passend und jeden einzelnen Abschnitt für sich wichtig für das Gesamtwerk. In jedem Abschnitt erwarten einen pure Spannung, wichtige Hintergrundinformationen, neue Charaktere die man kennen- und liebenlernt und einfach das reinste Lesevergnügen. Selbst wenn ich wollte, würde ich hier nichts negatives sagen können. Falls es irgendetwas zu krisitieren gab, erschien es mir beim Lesen wahrscheinlich so unwichtig, weil der Rest einfach zu überragend war. Der Raubzug des Phönix hat mich unerwartet gepackt, mitgerissen und fertig gemacht. Wenn man schon nach wenigen Seiten glaubt, dass es ein Jahreshighlight ist und sich das nur immer mehr bestätigt – was soll man dann noch sagen? Ein grandioser Auftakt dieser Dystopie und die große Bitte an Dirk B. Granzow, uns nicht zu lange auf Band 2 und 3 warten zu lassen!

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