Cubey
Von einer Zugentgleisung zu einer Staffel Big Brother bis hin zu einem wissenschaftlichen Plotttwist Nehmen wir neun junge Männer/junge Jungen, stopfen sie alle in einen Zug den wir unterirdisch entgleisen lassen und dann schauen wir mal, wohin die Reise gehen wird. Ich warne, einmal mehr, vor Spoilern vor. Die Geschichte rund um One Exit beginnt in einem U-Bahntunnel irgendwo unter London. Fabiu, relativ groggy drauf, erwacht kurz nach der Entgleisung des Zuges in dessen Trümmern und muss sich erstmal zurechtfinden und die Leute, welche er am vergangenen Tage kennen gelernt hat, erst einmal wiederfinden. Hoffentlich alle in einem Stück. Um sich von dem brennenden Zug zu entfernen und in Sicherheit bringen zu können splittet sich die kleine Gruppe auf. Zwei (Lucas und Fabiu) machen sich auf den Weg an dem Zug vorbei, um zu sehen was sich hinter den Trümmern befindet. Der Rest wandert in die entgegengesetzte Richtung um zu schauen, woher sie stammen. Das dabei bereits einige Ungereimtheiten auffallen lass ich mal eben beiseite. Lucas und Fabiu stoßen auf ein großes Tor, welches zu einem der unzähligen Seeds führt. So weit so gut. Ich muss zugeben: es „Einstiegsschwierigkeiten“ zu nennen wäre untertrieben gewesen. Anfangs kam ich nicht ansatzweise mit den Namen der verschiedenen Charaktere klar. Jeder wurde irgendwie vorgestellt und Namen wurden wie Ping Pong Bälle hin und her geworfen. Besonders schwer fiel es mir bei Aziz, Zakir und Lucas. Jeder von ihnen auf ihre eigene Art und Weise aggressiv oder sarkastisch/ironisch. Sie warfen sich immer abwechselnd irgendwelche Gemeinheiten oder rassistische Kommentare an den Kopf und irgendwie waren sie für mich alle gleich. Bis ich später einen von den ganzen Jungen (bis auf Fabiu) richtig identifizieren konnte ist eine ganze Zeit vergangen. Auch Isaac und Joshua waren für mich irgendwie ein Verwechslungsfaktor schlecht hin. Zu Anfang die Charaktere nicht richtig unterscheiden zu können hat für mich das Lesen zu einer Qual gemacht. Keiner der jungen hatte ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal und irgendwie waren sie sich alle gleich. Auch was Karim in der ganzen Konstellation sollte verstehe ich bis heute nicht. Karim, welcher bereits Ende des zweiten Leseabschnittes starb. War er ein notwendiges Übel, einfach da um zu sterben, um später sagen zu können „Das mit Karim tut mir leid“? Er hatte in der ganzen Zeit vorher auch nicht wirklich seinen Auftritt. Erst war er bewusstlos und, wenn ich mich richtig erinnere, hatte er in den ganzen ersten Kapiteln kaum ein Wort gesprochen. Nur um dann zu sterben? War die Szene am Flood Gate abschreckend oder provozierend gedacht? Ich durchschaue den Sinn dahinter nicht wirklich. Wo wir es dann aber auch schon mal geschafft haben mit 7, von anfangs 9 Jungen (minus Karim und Fritz, welcher auf der anderen Seite hängen geblieben ist und nicht durch das Tor durchkam, da Karim da noch hin wie ein Sack Kartoffeln), in den Seed zu gelangen geht es weiter. Oder auch nicht. Eines der großen Kernprobleme mit der gesamten Geschichte, war für mich das „vor sich hindümpeln“. Den was wir von zirka Seite 103 bis Seite 300 erleben ist so ziemlich nichts Spannendes. Es wirkt alles eher wie eine Folge Big Brother, oder als besseres Beispiel, TubeClash, in der zwar Sachen passieren, die aber nicht sonderlich zum Endergebnis beitragen. Klar geraten die Jungs hier und da mal an einander. Man erfährt was über die anderen und die drohende Gefahr des steigenden Wassers ist immer vorhanden. Aber an sich passiert nichts. Aus Fabiu ist nichts brauchbares heraus zu bekommen und er fühlt sich zunehmend unter Druck gesetzt. Joshua selber stinkt als Anführer finde ich zunehmend ab. Die Jungs machen unter seiner Führung nichts Sinnvolles für alle, sondern vegetieren nur so vor sich her. Klar stellen sie mal hier und mal da gewisse Theorien auf und bilden Grüppchen um alle gegeneinander zu agieren (Gefühlt) aber an sich…. Nope. Nichts. Bis dann mit Kapitel 14 endlich die Erlösung kam und die Geschichte in Schwung kam. Oder so halb wenigstens. Denn auch das Ende war für mich nicht ganz Rund. Vieles ergab keinen Sinn. Warum mussten die Jungs solchen Umständen ausgesetzt werden? Warum konnte man sie nicht langsam der Thematik näherbringen, anstelle sie Ahnungslos irgendwo auf sich alleingestellt auszusetzen? Eine Gruppe der, angeblich, klügsten Köpfe der Welt hat keine bessere Lösung als das? I doubt that! Auch was Isaac in der gesamten Konstellation jetzt genau zu Suchen hatte erschließt sich mir nicht ganz. War er/sie/es jetzt ein Notfallplan von Fabius Vater? Ein Notfallplan ins Gesamt? Und warum hatte der Irre überhaupt eine Waffe und schießt wahllos auf seine damaligen Kollegen? Wenn das letzte Kapitel vor dem ersten Kapitel stattfand, es also noch Menschen gibt auf der Welt, zu denen Fabiu 1.0 gesprochen hat, was ist dann mit diesen Menschen? Befand sich diese Szenerie auch in London? Konnte keine Videonachricht alá „Der Marisaner“ gemacht werden? Waren sie so im Stress? Ist diese ganze Schmuggelei von Aziz 1.0 nicht irgendjemanden aufgefallen? Wie kann so ein riesiges, unterirdisches Labor unentdeckt bleiben? Waren das in dem Seitengang, nachdem Isaac die Wand gesprengt hat, echte Kinder? Wo kamen sie her? Warum ausgerechnet dann? Hatte das eine nähere Bedeutung? Wieso eine Dampflok? Hätte man das alles nicht ein wenig besser durch denken können oder vorbereiten können? Was wäre, wenn bei dieser Entgleisung, lass es Unglück gewesen sein, alle oder der Großteil ums Leben gekommen wäre? Dann wäre aus dem Projekt Glashaus aber ganz schnell eine Splitterparty geworden. Und ich habe noch mehr Fragen… Das Ende war, für mich einfach zu schnell und zu flott abgearbeitet. Alles in allem war die ganze Story für mich zu… unrund, wenn man das schreiben kann. Sie eckte an gewissen Stellen mal mehr mal weniger an und auch wenn ich vom Ende verwirrt und gefesselt zu gleich war, darf ich das Buch nicht als das sehen, als was ich es schon die ganze Zeit sehe. Sonst hätte ich keine 3 Sterne vergeben. Man merkt zwar, dass DarkViktory kein waschechter Autor mit jahrelanger Erfahrung ist, aber er schafft es einen an die Geschichte zu fesseln. Und vielleicht ist das Buch nicht grade für jemanden wie mich geschrieben, sondern für etwas Jüngere. Dabei hat er es nicht nur geschafft eine gute Jugend-Dystopie zu schreiben, sondern auch sehr wichtige und essentielle Themen für unsere Gesellschaft, so zu verpacken, dass man es gerne liest, da sie einem nicht ins Gesicht gedrückt werden. Ich habe vermehrt, grade auf Twitter, Instagram und Facebook gelesen wie junge Menschen sich fürs Lesen begeistern, grade durch das Buch. Und wenn ich die meckernde Stimme in meinem Kopf mal ausgestellt habe, konnte ich das auch sehr gut nachvollziehen. Auch wenn sie mich nicht begeistern konnte wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte, kann ich einfach nicht weniger als 3 von 5 Sterne für One Exit vergeben. Eine, vielleicht nicht ganz Runde, Geschichte, über Umweltbewusstsein, Menschlichkeit und vieles mehr, die zum Lesen und Mitfiebern einlädt. Manche mehr Manche weniger.