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Moyes' bisher bestes Buch „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ ist das bisher beste Buch der Autorin Jojo Moyes. Ich muss gestehen, dass ich von ihrem Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ überhaupt nicht begeistert war. Ich finde, dass sie damals einfach auf den Erfolgszug des französischen Kinohits „Ziemlich beste Freunde- Intouchables“ aufgesprungen ist, aus Driss wurde Lou, aus Philippe der lebensmüde Will. Der Roman „Ein ganzes halbes Jahr“ war schlimmer Kitsch, und nicht ohne Grund protestierten bei der Premiere der Buch - Verfilmung in London Verbände gegen die Message des Films. Jojo Moyes hatte ich also unter „Kitschtante“ einsortiert. Da ich mich jedoch sehr für die Geschichte der Vereinigten Staaten interessiere, habe ich beschlossen, ihren neuen Roman „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ trotzdem zu lesen. Außerdem ist es an der Zeit, dass sich die Historiographie auch der Geschichte der Frauen widmet; hierzu leistet Moyes einen wichtigen Beitrag, auch wenn es sich beim Roman um die Fiktionalisierung von historischen Fakten handelt – es ist kein Sachbuch, sondern ein Roman, der sich erstaunlich gut liest. Worum geht es? Die Engländerin Alice Wright heiratet Hals über Kopf den Amerikaner Bennett van Cleve, aber sie hat die Rechnung ohne den strengen Schwiegervater gemacht. Der autoritäre Patriarch hat im Haus das Sagen, Alice ist natürlich das schwächste Glied der Kette, da sie in die Familie eingeheiratet hat. Im Jahr 1937 steckt die Gleichberechtigung im ländlichen Kentucky noch in den Kinderschuhen, und der mächtige Minenbesitzer van Cleve gibt den Ton an, obwohl sein Sohn Bennett längst erwachsen ist. Roosevelts Politik des „New Deal“ erreicht jedoch auch die amerikanische Provinz. Im Rahmen dieser Politik ruft die First Lady E. Roosevelt das “Packhorse Library Project“ (1935 – 43) in’s Leben. Alice wird ein Mitglied der Bibliothekarinnen zu Pferde. Mittels der Satteltaschenbücherei von Baileyville werden auch Menschen, die in entlegenen Gegenden wohnen, mit Lesestoff versorgt. Jojo Moyes präsentiert starke Frauenfiguren, die auch in widrigen Zeiten ihren Mann standen. Und so findet auch Alice Freundschaften für’s Leben und ihr freudloses, eintöniges Dasein erhält einen Sinn; sie wächst über sich hinaus und besteht mit ihren Mitstreiterinnen allerlei Abenteuer… Ich habe den tollen historischen Roman gerne gelesen, und ich hoffe, dass sich viele Leser nach der Lektüre mit dem “New Deal“, der ein Meilenstein war, beschäftigen werden. Die Geschichte der Vereinigten Staaten ist unglaublich interessant, das Land ist auch heute noch geprägt von Vielfalt, was in Zeiten des Antiamerikanismus gerne vergessen wird. Die britische Autorin Jojo Moyes bringt Lesern in aller Welt ein Stück Geschichte nahe. Man muss jedoch einräumen, dass sie nicht die Einzige ist, die sich dem Stoff widmet. Auch Kim Michele Richardson hat mit “The Book Woman of Troublesome Creek“ die Satteltaschenbücherei zum Gegenstand eines Unterhaltungsromans gemacht. Jojo Moyes ist jedoch bekannter und populärer, sie hat einfach eine größere Reichweite. „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ ist ein richtig schöner Schmöker, der auch was für’s Herz bietet. Es gibt gewisse Länge in der Erzählung. Trotzdem liest sich der Roman insgesamt spannend, und man wird klasse unterhalten. Fazit: Die perfekte Unterhaltung für lange Winterabende! Lehrreich und berührend.