lifeisbetterwithbooks
Meinung Ich hatte zu dem Buch viele begeisterte Stimmen gehört und wollte es danach auch unbedingt lesen. Irgendwie hatte ich beim Lesen ständig das Gefühl, als würde ich ein anderes Buch lesen, als all jene, die ihm begeisterte 5 Sterne gaben. Fang ich am Anfang an: Den fand ich zunächst ziemlich gut. Denn die Grundidee gefällt mir: Was wäre wenn es zur Zeit von Hitler bereits Komputer und Internet gegeben hätte? Nach nur 5% (ich habe es als ebook gelesen) der erste Kloß im Hals: durch die Datensammlung zu allen Menschen konnten verstecke Juden ausfindig gemacht werden - so auch Anne Frank. So grausam das war, genau das hatte ich bei dem Buch irgendwie erwartet. Doch nach einem interessanten Einstieg nimmt das Buch einen ungeahnten Weg: wir lernen die beiden Protagonisten Eugen und Helene ab ihrer Kindheit bzw. Jugend kennen. In aller Einzelheit. Und so geht es auch das gesamte Buch weiter, dass wir sie durch ihr Leben begleiten. Was mir daran nicht gefallen hat: in erste Linie der Charakter Eugen. Ich weiß nicht so richtig, warum wir in diesem Buch, in dem Deutschland eh schon voller Arschlöcher ist, auch noch Kapitel aus der Sicht eines Soziopathen brauchen. Da ich nicht spoilern möchte, belassen wir es dabei, dass Eugen absolut kein netter Mensch und ein ziemlicher Egoist war. Helene hingegen fand ich als Protagonistin in Ordnung. Ihr Leben und Schicksal haben mich interessiert und sie war ein kluger Charakter. Der Spannungsaufbau des Buches kann man eher nicht mit einer steigenden Linie vergleichen. In Anbetracht der Länge des Buches wären ja auch zwei Kurven in Ordnung gewesen. Tatsächlich war es meiner Meinung nach eine Berg- und Talfahrt. Wobei Berge schon übertrieben sind: es gab durchaus spannende Momente in Eugens (die dann von einer gewissen Abscheu begleitet wurden) und Helenes Leben, jedoch haben viele davon nur marginal etwas mit dem großen Ganzen zu tun. Wobei ich mich eh lange Zeit beim Lesen gefragt habe: was ist denn nun eigentlich das große Ganze? Wo soll diese Geschichte eigentlich hinführen? Meinem Empfinden nach waren die Leben von Eugen und Helene viel zu ausufernd erzählt. Ich hatte das Gefühl, ständig dieses Buch zu lesen, sich die Prozentangabe aber nur im Schneckentempo vergrößert. Durch die immer wieder vorkommenden langweiligen Abschnitte oder das stetige Fragezeichen im Kopf "Warum das alles?" machte sich bei mir eine Lese-Unlust bzgl. dieses Buches breit, sodass ich lieber zu meinem anderen Buch (ich lese häufig parallel) griff. Beenden wollte ich es aber doch nicht: irgendwas muss doch da noch kommen, wie wird es ausgehen? -Tja, haarsträubend und unbefriedigend, wie ich jetzt weiß. Es ist nicht so, als würde ich es total bereuen, diese 10-12 Stunden, die ich zum Lesen brauchte, investiert zu haben - es hätte ja auch gut werden können. Oder wie gesagt, wenn viele es gelesen haben und begeistert sind, da bildet man sich ja auch gern eine eigene Meinung. Aber mich hat dieses Buch irgendwie einfach rundum deprimiert: Beim Lesen und auch danach, weil ich beim Ende einfach fassungslos war und das erstmal sacken lassen musste. Das ganze Buch ist einfach nicht die Art Geschichte gewesen, die ich erwartet hätte. Möglicherweise, weil es dann doch zu viel um das individuelle Leben der beiden Charaktere ging und Nazi-Deutschland immer mehr nur der fiktive Handlungsort war? Fazit Ich lese in erster Linie, um mich zu unterhalten. Gerne nehme ich aber wertvolle Lebensweisheiten und Werte aus Büchern mit oder auch wirklich handfestes Wissen: ob das nun was historisches oder technisches sein mag. Ich will nicht abstreiten, dass mich dieses "Was wäre wenn" nicht gefordert und zum Nachdenken angeregt hätte, aber einfach nicht in dem zuvor gedachten Ausmaß. Neben der fehlenden Unterhaltung sind mir auch die Enden von Geschichten ganz wichtig. Das hier war absolut gar nichts für mich und hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Mit einem anderen Ende wären es vielleicht noch drei Sterne geworden, so sind es bloß zwei.