Kitty Catina
Das Buch wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, die sehr gelungen durch verschiedene Symbole gekennzeichnet sind. Größtenteils erfährt man die Geschehnisse aus Lucindas Sicht, ab und zu auch aus Joaquíns, wenn Lucinda nicht anwesend ist. Wenige, sehr kurze Kapitel, sind aus der Sicht einer bis ziemlich zum Ende hin unbekannten Person geschildert. Dass diese das Böse verkörpert, kann sich der Leser sehr schnell denken, wenn er sich mit der Symbolik auskennt, da diese Kapitel mit einem Pentagramm mit Spitze nach unten beginnen. Dabei sind nur die Kapitel aus Lucindas Sicht in Ich-Form. Die verschiedenen Erzählperspektiven sind hier allerdings alles andere als verwirrend, denn sie sind verständlich gegliedert und geben einen guten Einblick in die verschiedene Handlungen und Gefühlswelten der verschiedenen Charaktere. Auch ansonsten hat Lynn Raven einen großartigen Schreibstil, der mit Beschreibungen der Dinge, Gegenden und Personen genau richtig balanciert. So kann man sich sehr gut in die Geschichte fallen lassen, wird förmlich mit den Ereignissen mitgerissen und trotz der hohen Seitenanzahl des Buches zu keiner Zeit gelangweilt. Die Geschichte ist gerade am Anfang nicht überaus spannend, aber trotzdem packend und interessant. Immer wieder geschehen neue Dinge, mit denen man nicht rechnet und obwohl man viele Einblicke bekommt, die auf verschiedene weitergehende Ereignisse hinweisen, erfährt der Leser doch regelmäßig Neues. Man ist also förmlich gezwungen weiter und weiter zu lesen und so flogen für mich die Seiten nur so dahin. Außerdem wirkt sie für eine Fantasygeschichte ausgesprochen realistisch. Fast kam es mir so vor, als könnte es Wesen wie Joaquín wirklich geben. Nur das Ende war mir dann doch ein klein Wenig zu ausgeschmückt und zog sich etwas in die Länge. Die Charaktere sind überaus toll und sehr gut ausgearbeitet. Die Protagonistin Lucinda war mir die ganze Zeit über sehr sympathisch. Sie ist einerseits eingeschüchtert und ängstlich, dennoch aber charakterstark und selbstbewusst. Ihre Handlungen und Gefühle sind durchweg nachvollziehbar. Joaquín de Alvaro ist eine grandiose Person, mächtig und bestimmend, jedoch sanftmütig und liebevoll. Seine Motive sind oft nicht erkennbar, doch schnell wird klar, dass er, obwohl er soviel zu verlieren hat, einen edlen Charakter hat. Für mich war er definitiv der Held der Geschichte. Chris dagegen, war mir von Anfang an unsympathisch und bald schon wurde mir auch klar, warum. Aber auch er konnte zum Ende hin wieder ein paar Sympathiepunkte dazu gewinnen. Blutbraut ist ein eindrucksvolles, durchweg gut geschriebenes Werk mit einem Thema, dass in den Grundzügen zwar nicht ganz so neu ist, aber dennoch einen ganz neuen Glanz mit komplett neuen, wohldurchdachten Aspekten besitzt. Wer es noch nicht getan hat, sollte es unbedingt lesen.