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Altvater Schuppenwurz agiert Wie will man dieses Buch/dieses Konstrukt beurteilen? Ich versuche es mal. Als erstes muss ich die Sprache von Max Porter hervorheben. Dieses Spiel mit den Wörtern, mit den Sätzen, mit der Sprache macht einfach Spaß. Es ist sehr schön zu lesen und man kann diese Schreibe total genießen. Als nächstes muss und will ich auf diesen unglaublichen Sog in der Sprache des Max Porter eingehen. Im ersten Teil plätschert die Geschichte so dahin, ich war thematisch etwas überrascht und wunderte mich wohin die Geschichte so steuert. Im zweiten Teil des Buches entfaltet sich ein regelrechter Orkan aus Worten und Handlung, ein heftiges Szenario wird in diesem Teil des Buches thematisiert, ich war etwas schockiert und gleichzeitig auch entrüstet, schockiert über das Grundthema und entrüstet über die Menschen in der Handlung. Wobei mir neben der Sprache auch die Gesellschaftskritik in diesem Teil sehr gefallen hat. Und im dritten Teil des Buches gewinnt schlussendlich der mystische Teil wieder an Bedeutung und eine vollkommen neue Art von Geschichte wird beschrieben. Insgesamt ist dieses Buch durch diese besondere Art der Schreibe ein Lesegenuss. Wenn ich auf den Aufbau des Buches zu sprechen komme, variiert er von Teil zu Teil genauso. Im ersten Teil des Buches wird in Abschnitten geschrieben, die mit den Namen der sprechenden Person überschrieben sind, ein engerer Personenkreis kommt zu Wort. Im zweiten Teil wechselt in kleinen Absätzen die beschreibende Person, wobei die Person nicht immer ersichtlich und erkennbar ist und die Menge der beschreibenden Personen extrem zunimmt, das ganze Dorf ist plötzlich dabei und auch die Polizei. Im dritten Teil wird einerseits eine mystische traumhafte Geschichte erzählt, die wieder nur einen engeren Teil des Personenkreises betrifft und andererseits folgt ein Blick einer anderen Person des Dorfes. Insgesamt ist dieses Buch in seinem ganzen Aufbau/seiner ganzen Gestaltung ein sehr kunstvolles Buch. Zum Inhalt des Buches, es geht um ein Kind, Lanny, ein etwas wunderliches und seltsames Kind, ein singendes und fabulierendes Kind, ein außergewöhnliches Kind, das trotzdem seine Umgebung auch verzaubert, nicht jeden, aber viele. Und es geht darum, wie dieses kleine englische Dorf und seine Einwohner und auch die Eltern mit diesem Kind umgehen. Es geht aber auch darum , wie die alteingesessenen Bewohner dieses kleinen englischen Dorfes zu Zugezogenen und Außenseitern stehen und wie menschliche Dramen in den Medien ausgeschlachtet werden können. Es ist eine Geschichte, die den Menschen und sein Tun im Blick hat und dieses Tun heftig kritisiert. Und eine Mystik ist an zentraler Stelle, eine Mystik, die wir vergessen haben. Aber muss sie deswegen nicht mehr existent sein? Insgesamt betrachtet ist dieses Buch ein künstlerisches Buch, ein sehr interessantes Buch, aber ebenso ein Buch, welches nicht jedem gefallen wird. Mir hat es dagegen sehr gefallen!