renee
Liebeslinien Dieses Buch lässt mich etwas gespalten zurück in meinen Empfindungen, einerseits herrscht im Geschriebenen eine Sprachgewalt, die förmlich berauscht und andererseits wieder entfaltet sich eine gewisse Langeweile in meinem Kopf. Ein bisexueller junger Mann schaut auf seine Lieben, sein Begehren, seine Selbstzweifel und auch sein Unvermögen sich der Liebe zu öffnen; dieser Blick ist interessant und auch schonungslos ehrlich. So ehrlich, dass es manchmal auch weh tut. Einerseits tut sein ewiges Zweifeln weh. Andererseits tut aber auch weh, dass er in bestehenden Partnerschaften nicht gestehen kann, dass sich etwas in seinen Gefühlen geändert hat. Und gerade dadurch ist er auch ambivalent, gegenüber dem Partner/der Partnerin ist der Hauptprotagonist ja wieder gar nicht ehrlich, er belügt und betrügt. Aber leider ist ein solches Verhalten unter uns weit verbreitet. In der Liebe ist alles erlaubt, heißt es zumindest, auch wenn ich da etwas anderer Meinung bin, aber da spricht wahrscheinlich ein gewisser kleiner verletzter Teil in mir. Einerseits sind diese Blicke auf die Irrungen und Wirrungen der Liebe sicher von einer Tiefe, dieses Herumirren in den eigenen Gefühlen sicher von einem gewissen erinnernden Wert für den Leser. Aber leider ist dieser Blick manchmal auch etwas lahm, man vermisst eine gewisse Entwicklung des Hauptcharakters. Dies Unvermögen sich zu öffnen und letztendlich fallen zu lassen in die Liebe wird zwar erklärt, aber ich vermisse eine Schlussfolgerung seitens der Hauptperson. So befürchtet man als Leser ein weiteres Dahingleiten des Hauptprotagonisten durch das Leben, bis er an einen Punkt kommt, der ein Weiterkommen unmöglich machen wird. Und das wäre definitiv schade! Durch die Art der Schreibe hat der Roman trotzdem eine 4 Punkte Bewertung erhalten. Gerade weil man sich an vielen Stellen im Buch durch diese Sprachgewalt so mitgenommen fühlt, besonders im ersten Drittel des Buches, aber auch immer wieder später. Insgesamt nicht schlecht. Die Handlungen der Hauptperson konnte ich manchmal nachvollziehen, manchmal aber auch gar nicht. Und gerade diese Mischung macht dieses Buch in meinen Augen wieder äußerst interessant. Denn eigentlich könnte man sich auch folgende Frage stellen, wieviel von der Hauptperson steckt eigentlich auch in uns?