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2018 hätte ein wunderbares Jahr für Phillip Steenken und seine Frau Julia werden können, doch ein junger Autoraser zerstört in einer Sommernacht dieses Glück. Doch damit nicht genug... eine mysteriöse Himmelserscheinung in einer Blutmondnacht reißt Phillip aus seinem trauererfüllten Dasein und schleudert ihn zurück ins Jahr 1988... als er 15 Jahre alt war. Fortan ist das alte Bewusstsein in dem Teenagerkörper gezwungen, nochmals die letzten 30 Jahre in einer vermeintlichen Parallelwelt zu durchleben. Phillip greift in das Leben anderer Menschen ein und findet nach mehr als 10 Jahren eine für ihn sinnvolle Aufgabe: Krankhaft agierende Menschen, deren abstoßende Taten er aus seiner Zukunft kennt, in seiner Zeit rechtzeitig aufzuhalten. Er schreckt auch vor Selbstjustiz nicht zurück. Eines Tages fordern seine Taten jedoch ihren Tribut ein und es kommt zu einem brutalen gefährlichen Showdown, der Phillip Steenken's Rückkehr in "seine richtige Zeitlinie" massiv bedroht. Marco Monetha offeriert mit diesem Roman einen interessanten Mix aus Zeitreise- und Selbstjustizelementen. Wie stets in seinen Arbeiten lässt der Autor genau recherchierte Fakten gekonnt in fiktive Geschehnisse einfließen. So trifft man z. B. in "Reset" im realen Bad Bederkesa auf fiktive Personen, mit denen Monetha schon in seinen Romanen "Eric" und "Jonas" arbeitete. Es werden auch reale Kindermisshandlungsfälle der jüngeren REALEN Gegenwart als Aktionsfeld in der ALTERNATIVEN Realität von Phillip genutzt. Er spielt mit der Verlorenheit seines Smartphone/Internet-erfahrenen Protagonisten im Jahre 1988 und schafft mit einer Detailtreue in diesen Sachen wie auch in punkto Musik und Film jener Zeit für Schmunzeln und Atmosphäre. Der Leser wird bei dieser Geschichte nicht wirklich informiert, in welcher Welt sich Phillip wiederfindet. Das macht den Umstand, dass der Held massiv in die Geschehnisse vieler Menschen eingreift und deren Leben verändert, leichter erträglich... denn Zeitreiseabenteuer sind trickreich und fordern hohe Sorgsamkeit, um nicht gänzlich unlogisch und somit unlesbar zu werden. Am intensivsten ist Monetha in "Reset" auch wieder in jenen Passagen, wo er aus persönlich erfahrenen und sehr realen Geschehnissen schöpfen kann: Wenn er das emotionale glückliche Leben von Phillip und Julia beschreibt oder später die Gefühle die gemeinsame Tochter Emma betreffend. Auf diesem intensiven realen Sockel baut er die Figur Phillip Steenken auf, die dann in dieser anderen Zeitlinie auf tatsächlich geschehene Kindesmisshandlungen und Vergewaltigungen einwirkt und sie als eine Art Rächer zu verhindern versucht. Beim großen Finale kommt die Vorliebe des Autors für Tarantino-ähnliche gewaltintensive Szenen wieder zum Vorschein, die das Gegenstück zu den die Handlung bremsenden romantisch/familiären Momenten bilden. Ein gut geschriebener Mystery-Thriller, der schmunzelnd an die eigene Teenagerzeit sowie mit Schaudern an die schrecklichen Missetaten kranker Männer denken lässt. Ein Roman, der wegen der Zeitreisethematik auch zum Mitdenken und zum Philosophieren einlädt.