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Posted on 7.2.2020

The first time I met the blues Der große Plan, in Privatermittler Denglers Thriller – Universum das neunte Buch, ist wie bei Wolfgang Schorlau üblich, politisch, komplex und mitreißend. Ein Pageturner, dank des Kriminalfalls. Die Themen, die Schorlau diesmal behandelt sind wie immer politisch brisant, aktuell, gesellschafts- und systemkritisch. In Zeiten von G9 hätten engagierte Deutsch-, Gemeinschaftskunde- oder Geschichtslehrer sie eventuell noch irgendwie im Unterricht unterbringen können. G8 lässt dafür keine Zeit, gilt es doch, das Humankapital von morgen möglichst konform und in kürzester Zeit durch die Schule zu bringen. So sind es die Erwachsenen, denen der Autor hilfreich zur Seite steht um ihnen qua Unterhaltung elegant und nebenbei Input in deutscher Geschichte und geistige Verarbeitungsunterstützung anlässlich der Griechenland- und Europroblematik zu servieren. Mundgerecht. Mit aufschlussreichen Graphiken, die sicher jene Teile der Leserschaft erreichen, welche noch an Informationsdefizit leiden, so sie open minded sind, was mittlerweile leider wegen der erfolgreichen Arbeit der Rechtspopulisten hierzulande immer weniger sind. Interessant ist die Arbeit der Mainstreammedien, die Schorlau ebenfalls thematisiert die, zumindest bei Schorlau getreulich Sand ins Getriebe der Aufklärung streuten und sich an Schäubles Linie orientierten. Auch der große Plan stellt immer wieder die unausgesprochene Frage an den Leser: Wem nutzt es? Alten Dengler Fans dürfte das längst klar sein. Schreibt der Autor sich doch seit Jahren alles was er über die Macht von Konzernen und Großkapital recherchiert in seinen realistischen Thrillern von der Seele. Man würde sich wünschen, dass diese Arbeit noch deutlich mehr Beachtung fände. Wie auch das, im Roman nur sachte angeschnittene, Stiftungsunwesen, das mittlerweile gravierenden Einfluß in der Bundesrepublik gewonnen hat. Beeindruckend ist wiederum wie intensiv Wolfgang Schorlau abermals recherchiert hat um Denglers neunten Fall erstehen zu lassen. Die Rückblenden in die NS Zeit und den Umgang der Deutschen mit Griechenland, wie sie es bereits damals ausgeblutet haben, das dürfte etlichen Lesern einen neuen Blickwinkel ermöglichen. Erschreckend was da an Altlasten zutage gefördert wird. Noch erschreckender, dass sich an der Art der Propaganda von Damals bis ins Heute wenig geändert hat. Wie Schorlau den Umgang der Presse mit der Griechenland Krise in den Blick rückt das hat Stil, lapidar ernennt Dengler seine Freunde zu Referenten und lässt sie ihre Nachforschungen präsentieren. Politische Aufklärung elegant nebenbei. Völlig untypisch für einen Thriller, aber nur wer Neues wagt kann gewinnen. In diesem Fall an Erkenntnis. Im Buch und auf seiner Homepage können links und weiterführendes Material eingesehen werden. Mir fehlte ein wenig das Private um den Protagonisten Dengler, obwohl seine übliche Stuttgarter Clique hilfreich vertreten war, und auch der Blues, wobei jener dann doch noch auftauchte, in Form von Buddy Guy bei den Jazz Open. Ein wenig Regionalflair. Georg Dengler und sein Erfinder Wolfgang Schorlau haben den Blues nicht verloren. Unterschwellig zieht er sich durch den Großen Plan, wie bereits zuvor durch seine anderen Romane. Durch die Zeit und die Zeiten und hilft jenen die sehen wollen weiterhin die Augen zu öffnen und ihr Hirn zu benutzen. Dass dies unterhaltsam unterbreitet wird, dafür gebührt dem Autor ein tief empfundener Dank!

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