Kitty Catina
Als ich von diesem Roman hörte, hatte ich eine schaurige Geistergeschichte erwartet, die das Blut in den Adern gefrieren lässt. Nun, so eine Geschichte ist diese hier nicht, aber ich bin auch ganz froh drum, denn ich wurde dennoch auf eine leicht gruselige, aber vor allem atmosphärische Art unterhalten, ohne mit den Zähnen zu klappern. John Boynes Schreibstil ließ sich trotz der recht anspruchsvollen Sprache, die im Übrigen perfekt zum zeitlichen Umfeld und Setting des Romans passt, sehr einfach und schnell lesen. Ich war nicht nur sehr schnell in der Geschichte drin, sondern bin gleichfalls auch super schnell hindurch gerast. Ich bin ehrlich, über die Geschichte kann man sich hier wahrlich streiten. Für einen Schauerroman war sie schon fast ein bisschen zu seicht und außerdem konnte man sich so manche Wendung schon ziemlich am Anfang denken. Dennoch war gerade die Seichtheit genau mein Ding. So wurde ich zwar gut unterhalten und es bliebt größtenteils spannend, doch ich musste mich im Dunkeln nicht mit dem Buch unter der Bettdecke verkriechen. Außerdem gibt es einige Szenen in diesem Buch, mit denen ich nicht gerechnet hätte und obwohl ich mir schon denken konnte, auf was es am Ende hinausläuft, wollte ich unbedingt wissen, ob sich meine Vermutung auch bestätigt. Die ganzen Geheimnisse rund um die Familie Westerley fand ich übrigens auch ziemlich interessant, ebenso wie die Ereignisse, die sich auf Gaudlin Hall zugetragen haben und zutragen. Und auch, wenn sie nicht immer ganz logisch war, hat mir die Geschichte dennoch wirklich gut gefallen. Genauso ging es mir mit den Charakteren. Ich könnte zwar nicht behaupten, dass ich einen der Charaktere, wahnsinnig in mein Herz geschlossen hätte, dennoch waren sie gut beschrieben und hatten durchaus einen richtig guten Auftritt. Heraus sticht da natürlich die Protagonistin, die für die Zeit, in der sie lebt, ziemlich aufgeschlossen ist und sich nicht so leicht von den Männern einschüchtern lässt. Das hat mir sehr imponiert, genauso wie ihre Loyalität zu den Kindern des Hauses. Und auch diese waren speziell. Gerade Isabella hatte etwas recht kaltes und düsteres an sich, was mir schon manchmal einen Schauer über den Rücken gejagt hat, mehr noch, als die außergewöhnlichen Vorfälle im Haus. „Haus der Geister“ war mein erstes Buch von John Boyne und ich denke, dass es nicht das letzte gewesen sein könnte. Für mich war das Buch zwar kein typischer Schauerroman, aber dennoch ein spannender Roman über eine tragische Familiengeschichte mit seichten Horrorelementen.